Musik wie wenn besoffene Soldaten grölen

Das Programm von Musik in der Pforte versetzte das Publikum in Staunen.
Feldkirch Wie kann eine Barockvioline klingen? In Veronika Skupliks Händen ist der Ton sehr variabel und delikat: manchmal kaum hörbar wie ein Windhauch, flötend wie eine Nachtigall, dann wieder silbrig-scharf wie ein Schwert und dazu noch mühelos mehrstimmig. Was die Geigerin ihrem Instrument in den hochvirtuosen Kompositionen von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704) entlockte, versetzte das Feldkircher Publikum in Staunen und Entzücken. Skuplik gehört zu den führenden Barockgeigerinnen Europas, spielt in Ensembles wie L’Arpeggiata und lehrt Barockvioline an der Hochschule der Künste in Bremen. Es ist faszinierend, ihr beim Spielen zuzusehen: der Bogen, oft nur von Daumen, Mittel- und Ringfinger gehalten, gleitet elegant und mit minimalem Kraftaufwand über die Saiten, die Körperhaltung ist ruhig, der Gesichtsausdruck konzentriert. Ihr zur Seite standen zwei Continuospieler, die ihr das Wasser reichen können und die ihr freies Spiel souverän ermöglichten: Andreas Arend an der Chitarrone und der junge polnische Cembalist und Organist Marcin Swiatkiewicz.
Kanonenschläge imitiert
Beide ließen sich auch als Solisten hören: Swiatkjewicz in einer reich verzierten Passacaglia von Muffat und Arend in einer improvisatorisch komponierten Sonate von Giovanni Ferrarese. Skuplik, die die Stücke kurz erläuterte, brillierte einleitend in einer graziösen Pastorella von Biber und ließ dann in der berühmten „Sonata representativa“ Vogelstimmen von Nachtigall, Kuckuck, Hahn und Henne, aber auch einen Frosch, eine Mücke und eine Katze lautmalerisch Gestalt annehmen. Mit der umgestimmten Violine verlieh sie dann mit ihren Begleitern drei Kompositionen in g-moll intensiven Ausdruck: der „Kreuzigung“ und einer Passacaglia aus den Rosenkranzsonaten Bibers und einer Suite eines Anonymus aus einer Klagenfurter Handschrift. In Bibers „Battaglia“, in der man besoffene Soldaten zehn verschiedene Melodien gleichzeitig grölen hört oder Cello und Bass durch heftigstes Pizzicato Kanonenschläge imitieren, aber auch eine elegante Aria höfisches Flair verbreitet, wurde das Ensemble durch Klaus Christa und Konservatoriumsstudenten auf zehn Mitwirkende erweitert. Zum Abschluss gaben sie Bibers Pizzicato-„Nachtwächterruf“ mit Klaus Christa als Sänger im Nachtwächterkostüm zum Besten. Das begeisterte Publikum erhielt als Zugabe eine rhythmisch reizvolle Chaconne in Moll von Kaiser Leopold I., aus Zeiten, in denen Staatsoberhäupter auch noch andere Fähigkeiten hatten, als mehr oder weniger gute Politik zu machen. Ulrike Längle
Das Konzert wird am 25. Mai, 17 Uhr, im Frauenmuseum Hittisau wiederholt