Protest gegen Stummschaltung

Kulturschaffende erörterten beim Landeshauptmann lautstark ihre katastrophale Lage.
Bregenz „Auf die Präzisierung der neuen Covid19-Richtlinien für Veranstalter warten wir genauso ungeduldig wie die Kulturschaffenden“, macht Winfried Nussbaummüller, Leiter der Kulturabteilung im Amt der Vorarlberger Landesregierung, die dortige Situation klar. Im Gespräch mit den VN nach einem Runden Tisch, zu dem Landeshauptmann Markus Wallner und Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink am späten Dienstagnachmittag Kulturschaffende luden, hielt er auch fest, was nun die Aufgabe der Landesregierung ist, nämlich dafür Sorge zu tragen, dass etwas aus dem 700-Millionen-Euro-Topf, den die Bundesregierung für Vereine zur Verfügung stellt, auch nach Vorarlberg kommt.
Abgesehen davon, dass hierbei vom gesamten Vereinswesen die Rede ist und ohnehin nur ein kleiner Teil in den Kulturbereich fließt, erläutert Nussbaummüller, dass sich einige Förderinstrumente spießen bzw., dass Rechtsunsicherheit herrsche. Jedenfalls sei aus der Sicht des Landes gegebenenfalls eine Doppelförderung möglich, während man das beim Bund enger sieht. Und zudem sei die Kommunikation mit dem Bund, wie es auch die Landesstatthalterin jüngst in einem Gespräch mit den VN anführte, in den letzten Wochen mitunter äußerst schwierig gewesen. Man erwarte sich eine raschere Informationsabwicklung.
„Gespräch auf Augenhöhe“
Aus der Gesamtperspektive betrachtet, sind die nun ausgeschütteten Förderungen Unterstützungsmaßnahmen für Musiker, Künstler, Kulturunternehmen und Kulturschaffende, denen seit der kompletten Schließung der Einrichtungen sowie der Auftrittsverbote Mitte März sämtliche Einnahmen weggebrochen sind. Seit einigen Tagen dürfen Museen und Kunsthäuser bei entsprechenden Auflagen wieder geöffnet sein, für die darstellende Kunst oder die Musik gibt es hingegen immer noch keine wirklichen Perspektiven.
Wenn jene Auflagen, die Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober am 15. Mai überblicksmäßig vorgetragen haben, bis zum 25. Mai auch schriftlich vorliegen, könne man überprüfen, ob es Sinn macht, wenn etwa das Theater Kosmos seinen Aufführungssaal anderen Kulturschaffenden zur Verfügung stellt. „Wenn ihn aufgrund der Abstandsregeln nur 25 Besucher betreten dürfen, wird es schwierig“, meint Theaterleiter Hubert Dragaschnig. Er war einer der Vertreter der Kulturbranche, die seit Wochen gegen die Stummschaltung protestierten. Er ist sehr froh über die Anhörung, die ohnehin sehr spät erfolgte, aber sich dafür nun wirklich zu einem „Gespräch auf Augenhöhe“ entwickelte und gibt ganz allgemein zu bedenken, dass es im Hinblick auf die schwierigen Zeiten eben auch die Künstler mit ihren Werken sind, die Solidarität unter den Menschen bewirken, die Wirtschaft tue das sicher nicht.
Vertreter aller Sparten
Anwesend waren bei diesem Runden Tisch u. a. auch Werner Döring, Sebastian Hazod und Heike Kaufmann, die Geschäftsführer der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft, des Symphonieorchesters Vorarlberg und des Spielboden Dornbirn, Wolfram Baldauf, der Obmann des Blasmusikverbandes, Museumsleiter Michael Kasper, Literaturvermittlerin Frauke Kühn, Maria Simma, die Präsidentin der Berufsvereinigung bildender Künstler, sowie die Intressensvertreterinnen Barbara Herold und Mirjam Steinbock. Wenn man bedenke, dass sich nun auch die Orchestermusiker damit beschäftigen müssen, wie groß der Abstand zwischen den Flötisten sein muss, die beim Spiel die meiste Atemluft verströmen, sind die Bedürfnisse höchst verschieden, verweist Winfried Nussbaummüller auf die Bandbreite der Themen, letztendlich gehe es aber um das Überleben und den Weiterbestand der Einrichtungen.
Viele Arbeitsplätze
Nahezu drei Stunden hat das Gespräch gedauert, eine Stunde länger als geplant. Mirjam Steinbock, Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg, betont gegenüber den VN, dass sich die Stärke der Politiker auch bei den Budgetverhandlungen für das nächste Jahr zeigen muss. Sie führt ins Treffen, dass oft vergessen wird, dass viele der Kulturschaffenden schlicht und einfach auch Arbeitgeber sind. Sie erachtet das Treffen als wichtigen Schritt, betont die Planungssicherheit, die gegeben sein muss und hofft auf Kulturpolitiker, die in der Lage sind, gegenüber dem Finanzminister entsprechend erfolgreich zu argumentieren.
„Wir Künstler bewirken auch Solidarität unter den Menschen, die Wirtschaft sicher nicht.“
„Es geht im Kunstbereich auch um Einrichtungen, die Arbeitgeber sind.“

