Was Corona aus uns gemacht hat

Andreas Jähnert widmet sich im Stück “Volksversammlung” der Coronakrise und ihren Folgen.
Bregenz Der Spielbetrieb war eingestellt, die Säle waren leer. Auch das Theater war aufgrund der Coronakrise für viele Monate zum Stillstand gezwungen – eine Zeit, die der deutsche Theaterschauspieler und Regisseur Andreas Jähnert (35) dazu nutzte, über die „verlorene Zeit“ zu reflektieren. Entstanden ist die musikalisch-literarische Revue „Volksversammlung“, die sich dem coronabedingten Lockdown und den Folgen der Pandemie widmet.
Bei der „Volksversammlung“ bittet Andreas Jähnert zahlreiche Menschen und Künstler aus unterschiedlichen Genres, Gattungen und Gewerben an einen Tisch, um zusammen mit dem Publikum den „Schock des Coronalockdowns“ zu überwinden. Das Stück feiert heute, Donnerstag, im Vorarlberg Museum Premiere und ist die erste musikalische Theaterproduktion des Schauspielers, den man vom Vorarlberger Aktionstheater und seinem „Theater der Sprachfehler“ kennt.
Ein Wiederaufbauprogramm
Für seine erste Produktion nach der Zwangspause, die den passenden Zusatztitel „Wiederaufbauprogramm“ trägt, konnte Andreas Jähnert zahlreiche befreundete Künstler gewinnen, mit denen er das Stück innerhalb weniger Tage gemeinsam erarbeitete. „Es hat großen Spaß gemacht, in der kurzen Zeit ein aktuelles Thema szenisch umzusetzen“, erzählt Andreas Jähnert. Unter den Mitwirkenden sind die Schauspieler Lisa Perner, Ines Schiller, Sandra Schreiber, Andreas und Sascha Jähnert sowie Sängerin Isabel Pfefferkorn. Musikalische Beiträge gibt es von Stefan Aichinger am Klavier und dem Duo „Das Kollektiv“. Das Programm zeigt sich vielfältig, etwa mit Musik von Hanns Eisler, Richard Strauss oder Henry Purcell, gelesen werden Texte von Konrad Bayer, Leo Tolstoi, William Shakespeare oder Christian Kühne. Nach vielen Monaten des Stillstands versuchen die Musiker, Sänger und Schauspieler an der runden Tafel im Vorarlberg Museum an die Vergangenheit vor Corona anzuknüpfen. „Es geht dabei auch darum, was die Pandemie mit uns gemacht hat. Wir hinterfragen das System und fragen nach unserer Identität. Was waren wir einmal und was wollen wir in Zukunft werden?“, erklärt der Regisseur .
Die Personen am Tisch versuchen, sich aus der seelischen Bedrückung und Verkrampfung zu befreien. Sie beginnen zu erzählen und zu singen und erhalten dadurch ihr Gesicht, einen Körper und eine Sprache zurück, die sie während des Lock- und Shutdowns unterdrücken mussten. Ziel ist es, so Jähnert, dass der Zuschauer die Möglichkeit bekommt, seine herkömmliche Beobachtungsweise oder seine Erwartungen in Bezug auf das hochaktuelle Thema zu hinterfragen. VN-TAS
Premiere “Volksversammlung”: Donnerstag, 23. Juli um 20.30 Uhr im Vorarlberg Museum, weitere Vorstellung: 25. Juli. Infos: www.vorarlbergmuseum.at.