Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Wieder einmal Österreich

Kultur / 07.08.2020 • 20:33 Uhr

Aufgrund der gegebenen Bedingungen war es wieder einmal Österreich. Einfach großartig. Zuerst in der Wachau, wo wir in einem Lokal in Dürnstein hoch über der Donau einen atemberaubenden Blick genossen, der noch von der außerordentlichen Qualität des Essens und der Freude am herausragenden Wein gesteigert wurde.

Dann war natürlich Wien – wie immer – einen Aufenthalt wert. Zwei Ausstellungen faszinierten uns. Einmal die neue Außenstelle der Albertina im Künstlerhaus mit der „Kunst in Wien 1945 bis 1980“, bei der tatsächlich alles vertreten ist, was in der Kunst der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Rang und Namen hat. Leidgetan haben mir allerdings zwei Dinge: Einmal, dass die Albertina mit dieser Ausstellung ihre zentrale Aufgabe, das Sammeln und Präsentieren von Grafik, weiter und nachhaltig verlässt; zweitens, dass die so schöne alte Raumarchitektur des Künstlerhauses mit dem zentralen Bildhauersaal im Erdgeschoß zur Unkenntlichkeit verändert wurde. Dann waren wir noch im Jüdischen Museum, um „Die Ephrussis. Eine Zeitreise“ zu sehen. Wer das Buch „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ von Edmund de Waal gelesen hat, wird diese Ausstellung über den Weg der Familie Ephrussi in vielen Ländern und schweren Zeiten noch besser genießen können, für alle anderen ist sie ein Lernstück, wie man auch mit herausragenden jüdischen Familie in unserer Geschichte umgegangen ist.

Schließlich waren wir noch in der Oststeiermark, an einem kleinen Ort, von dem ich vorher noch nichts gewusst habe. Dort steht das Augustiner-Chorherrenstift Vorau, ein Barockjuwel, dem man von außen die innere Pracht von Kirche, Sakristei und vor allem Bibliothek nicht ansieht. Ein Platz zum Innehalten. Dann gehört zu diesem Stift auch die Festenburg, ein Wehrschloss am Wechselgebirge, in dem einem ein bekannter Name als ehemaliger Besitzer auffällt: Graf Hugo von Montfort aus Bregenz, der Minnesänger, hat die Burg 1399 erworben. Viel neues Wissen also an einem bisher für mich weißen Fleck in Österreich.

Zurück in Bregenz, ein Spaziergang am abendlichen Bodensee. Vor den Sitzstufen des Molo eine große LED-Wand im Wasser, auf der frühere Seeaufführungen der Festspiele gezeigt werden. Einfach hinreißend. In Hohenems gibt es heute im Jüdischen Viertel das „Fest der Kultur(en)“, mit Gesang, Musik, Tanz und vor allem Erzählungen. Schließlich noch Feldkirch: Die „Montforter Zwischentöne“ laden zum Konzertspaziergang durch die Innenstadt mit Musik von der Klassik bis zum Jazz. Wer sagt mir, wohin wir gehen sollen?

„Schließlich waren wir noch in der Oststeiermark, an einem kleinen Ort, von dem ich vorher noch nichts gewusst habe. Dort steht das Augustiner-Chorherrenstift Vorau.“

Walter Fink

walter.fink@vn.at

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.