Stillleben als wahre Tragödien

Ausstellung mit Arbeiten des Malers Otmar Burtscher im Museum Großes Walsertal.
SONNTAG Es war ein tragisches Leben, das der Maler Otmar Burtscher (1894-1926) führte. Geboren wurde er im Großen Walsertal, aus diesem Grund findet derzeit die Ausstellung „Kein Stern stört den Andern“ im dortigen Museum statt. Bei der Vernissage betonte Museumsleiter David Ganahl, dass die Bilder von Otmar Burtscher sehr gut zu dem Konzept des Museums, nämlich „Leben in Extremlagen“, passe.
Am Vorabend des Weihnachtsfests im Jahr 1917 trifft den 23-jährigen Otmar Burtscher an der italienischen Front ein Schuss. Die Verletzung veränderte sein Leben nachhaltig. Körperlich wirkte er zwar unversehrt, von seinen Mitmenschen wurde er von da ab allerdings als Sonderling und Einzelgänger wahrgenommen. Spielte er vor seiner Verletzung noch Trompete und Geige, war ihm dies nachher nicht mehr möglich. „Zum Malen kam er wahrscheinlich durch das Kulissenmalen für ein Laientheater. Dies ist auf manchen Bildern auch aus der Bildgestaltung ersichtlich. Er verwendete kräftige Farben, die eine recht prägnante Wirkung erzielen. Auf einigen Bildern bilden gemalte Vorhänge einen zusätzlichen Rahmen. Da er wenig Geld hatte, malte er hauptsächlich auf Spanplatten ohne Grundierung, oft verwendete er selbst die Rückseite für ein weiteres Bild. Bekam er einen Keilrahmen geschenkt, wollte er immer etwas Besonderes daraus machen“, erklärte Kurator Willibald Feinig.
Prophet des einfachen Lebens
Otmar Burtscher verkaufte seine Bilder, indem er sie einfach vor seine Hauswand in Altach lehnte. In Anlehnung an diese Verkaufspraxis sind in der Ausstellung Stehtafeln mit Aphorismen des Malers, aber auch Fotos zu sehen. Er war ein Prophet des einfachen Lebens und propagierte schon in den 1950er-Jahren die Sonne als Energiequelle. Mit seinen Bildern wollte er den Menschen etwas Schönes schenken. Seine Motive hierfür bildeten Blumen, Heiligenbilder und Reproduktionen von bekannten Landschaftsansichten wie etwa das „Chillon et la Dent du Midi“. Mit seiner eigenwilligen Bildgestaltung sprengte er jegliche Perspektiven. „Seine Stillleben sind wahre Tragödien, Blumen haben ihren Auftritt, manche haben sogar einen Heiligenschein. In seinen Bildern wollte er sich eine leuchtende Welt des Schönen erschaffen, jenseits von Konkurrenz und Gier nach Luxus und Neuem. So konventionell die Themen seiner ‚Naiven‘ Kunst sind, so staunenswert hingegen ist die Ursprünglichkeit und Kraft seines Werks“, führte Willibald Feinig weiter aus. BI
Geöffnet bis Anfang Oktober, Freitag, 16 bis 19 Uhr, Sonntag 14 bis 17 Uhr.