Johanniterkirche: Ein Bild- und Tonkunstwerk, das alles hat

Kultur / 21.08.2020 • 11:30 Uhr
Johanniterkirche: Ein Bild- und Tonkunstwerk, das alles hat
Filmaufführung in der Johanniterkirche in Feldkirch. VF


<br>Bei Anette Philp und Herbert Willi gehen Musik und Bild Hand in Hand.

Feldkirch Musik kann man hören und sehen. Zumindest, wenn man sich derzeit in der Felkircher Johanniterkirche befindet. Dort wird man nämlich Zeuge einer buchstäblichen Premiere: Der Vorarlberger Komponist Herbert Willi arbeitete mit Anette Philp erstmals mit einer Videokünstlerin zusammen. Das Ergebnis ist ein rund 20-minütiges Bild- und Tonkunstwerk, das alles hat, um sein Publikum zu beeindrucken.

Er habe sich immer dagegen verwehrt, seine Musik mit bewegten Bildern zu kombinieren, erklärte Herbert Willi. Er sei der Meinung gewesen, dass Musik dann immer nur „Hintergrundmusik“ sein könne. Davon war er überzeugt. Bis er die deutsche Videokünstlerin Anette Philp traf. Da wurde es klar und immer klarer, dass Musik und Bild es durchaus miteinander versuchen können. Gesagt, getan. Das Resultat der Zusammenarbeit ist noch bis zum Wochenende in der Feldkircher Johanniterkirche zu erleben.

Zu hören ist Herbert Willis „…geraume Zeit…“. Es ist der zweite Teil seines „Montafon“-Zyklus. Zu sehen ist ein Gletscher, Eis, darunter hervorscheinende Steine. Dann wechselt der Blick. Raffinerien, Tanks, Container, Flammen treten in den Vordergrund. Dann wieder ein Wechsel und man findet sich quasi beim Endverbraucher der gewonnen Energie in einer hübschen, kleinen Vorstadtsiedlung. Und schließlich tritt da der große, mächtige Kühlturm eines Atomkraftwerks ins Bild. Eines sei verraten. Zum großen Finale, bildlich wie auch akustisch, stürzt eben dieser Kühlturm beeindruckend in Staub und Asche zusammen.

Gleichzeitig dringen da, wie aus der Ferne des ewigen Eises, leise Flötentöne ans Ohr, sie werden mehr, sie verschlingen sich ineinander. Die Oboe kommt dazu. Dann setzt das Orchester ein und vor dem inneren – und in diesem Fall auch dem tatsächlich sehenden Auge – erheben sich imposante Landschaften und man sieht, diese Zusammenarbeit war das Wagnis definitiv wert.

Nun ist ja Herbert Willi kein Freund davon, den Zuhörer schon von vornherein mit Kommentaren und Analysen seiner Musik zu belasten. Musik müsse nicht „verstanden“ werden, sagte er einmal. In Feldkirch schicken er und Anette Philp deshalb nur einen kleinen Hinweis mit auf die Reise durch ihre Landschaften. Es gehe um die Zwischenräume. Etwas Altes geht zu Ende und etwas Neues kann beginnen. Das Wasser des schmelzenden Gletschers mag einmal ein Fluss werden, die Stimmen der Musik öffnen neue Räume. Es ist der Zauber des Dazwischen-Seins, der hier sichtbar wird und der fasziniert, wenn es gelingt, einen kurzen Blick auf ihn zu erhaschen. So, wie in der Feldkircher Johanniterkirche. Veronika Fehle

„…geraume Zeit…“, eine Musik-Video-Installation von Herbert Willi und Anette Phip ist noch bis zum 23. August in der Feldkircher Johanniterkirche zu sehen. Sa, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 21 Uhr, So, 15 bis 21 Uhr, jeweils zur vollen Stunde.