„Ich kämpfe für eine Budgeterhöhung“

Kultur / 21.08.2020 • 09:00 Uhr
„Ich kämpfe für eine Budgeterhöhung“
Andrea Mayer: „Wir haben auch eine interne Arbeitsgruppe im Ministerium gegründet, um zu analysieren, welche Maßnahmen wir brauchen.“ VN/PAULITSCH

Die aktuelle Phase der Budgeterstellung definiert Andrea Mayer als „gutes Gespräch“.

Bregenz Gegen prekäre Arbeitsverhältnissen von Kulturschaffenden, die sich durch Corona noch verschärft haben, will Staatssekretärin Andrea Mayer gemeinsam mit den Ländern vorgehen.
 
Vonseiten des Bundes wurde den Bregenzer Festspielen heuer die Jahressubvention gewährt. Die letzte Indexanpassung liegt einige Jahre zurück, die Ausgaben, etwa für Löhne, steigen. Inwieweit kann die Indexanpassung in den nächsten Jahren ein Thema sein?
Die Fragestellung beschäftigt uns immer wieder. Aus Sicht der Kulturbetriebe wäre eine jährliche Valorisierung wünschenswert. Das ist nachvollziehbar. Die politische Seite sagt, es kann keinen Automatismus geben und wenn es einen gibt, dann für alle Bereiche. Wenn wir die automatische Valorisierung machen, nehmen wir uns kulturpolitische Steuerungsmöglichkeiten. Ich möchte dort Erhöhungen machen, wo es notwendig ist, wo es sachlich gerechtfertigt ist und wo wir die budgetären Mittel haben. Es ist immer wieder gelungen, das Kulturbudget zu erhöhen und Initiativen zu setzen. Wir müssen auch auf die Freie Szene schauen, darauf, dass alle Kunstrichtungen vorkommen und dass wir Neuentwicklungen nicht versäumen.
 
Daraus ergibt sich die Frage, auf welcher Prioritätenstufe ein Unternehmen wie die Bregenzer Festspiele steht?
Es ist klar, dass ein Unternehmen wie die Bregenzer Festspiele eine hohe Relevanz hat, eine hohe Wertschöpfung bringt und auch sonst viel Einfluss hat auf das Kunst- und Kulturleben. Eine gewisse Priorität ergibt sich automatisch.
 
Die großen Festspiele sind ein fixer Bestandteil des Kulturlebens in Österreich. In der Wahrnehmung steht Bregenz etwas hintan. Wie sehen Sie das, wie wird das Bregenzer Unternehmen in Wien wahrgenommen?
Die Bregenzer Festspiele brauchen keinen Vergleich zu scheuen. Abgesehen davon hat jede Kulturinstitution ihre eigene Bedeutung und braucht nicht in einem Vergleich zu leben. Man muss sich vorstellen, dass die Bregenzer Festspiele jährlich über 200.000 Personen in eine Opernaufführung bringen. Das muss man erst einmal schaffen. Sie haben eine riesige Breitenwirkung und eine besondere Relevanz. Es kommen auch viele Wiener für die Festspiele nach Vorarlberg. Es ist faszinierend, dass es gelungen ist, heuer diese Festtage zu gestalten, und dass wir nun bei einer Uraufführung dabei sein können. Man hat den Eindruck, dass alle an einem Strang ziehen, damit die Krise gemeistert wird, mit der Rückabwicklung der Karten, mit der Verschiebung des Programms, das ohne Blätterrauschen über die Bühne ging. Die Bregenzer Festspiele haben ausreichend Kraft, um 2021 in voller Strahlkraft präsent zu sein.
 
Der Bund hat Maßnahmen für Künstler und Kulturschaffende gesetzt. Prekäre Arbeitssituationen hat die Krise aber noch verschärft. Was haben Sie in puncto Evaluierung der Maßnahmen vorgesehen?
Es war wichtig, dass wir als Teil des Krisenmanagements geschaut haben, wo es Möglichkeiten gibt, dass die Künstler schnell Unterstützung bekommen. Wir haben den Härtefallfonds, die Überbrückungsfinanzierung und den Covid-19-Finds des  Künstlersozialversicherungsfonds aufgestellt. Von verschiedenen Seiten schauen wir, dass Künstlerinnen und Künstler gut durch die Krise kommen. Generell möchte ich das Thema Fair Pay weiter betreiben. Wir müssen schauen, welche konkreten Schritte wir machen können, möglichst gemeinsam mit den Ländern. Die Landeskulturreferenten haben offene Ohren.
 
Letztendlich geht es um die Kommunikation mit den Betroffenen selbst und mit den Interessensvertretungen. Welche Konzepte gibt es, um diese zu verbessern?
Es ist generell mein Arbeitsstil, dass ich einen breiten kulturpolitischen Diskurs führen möchte, die Interessensvertretungen sind wichtige Partner. Einer meiner ersten Termine war jener mit Vertretern der verschiedenen Interessensgemeinschaften. Wir sind mit ihnen in einem guten Kontakt.
 
Gibt es beispielsweise Gesprächsrunden. Was ist da vorstellbar?
Wir haben runde Tische gemacht mit Vertretern verschiedener Bereiche. Diese werden wir weiter pflegen. Wir haben auch eine interne Arbeitsgruppe im Ministerium gegründet, um zu analysieren, welche Maßnahmen wir brauchen und welche sinnvoll wären.


Die generelle Erhöhung des Kulturbudgets ist hoffentlich ein Thema, das angesprochen werden darf. Bei unserem Gespräch im Juni waren Sie guter Dinge. Sind Sie es noch?
Ich kämpfe dafür, dass wir Kunst- und Kulturbudgeterhöhungen haben, wir brauchen sie auch Corona-bedingt. Ich bin im guten Gespräch, wir befinden uns im Stadium der Budgeterstellung. Natürlich bin ich ambitioniert und trete an, hier etwas zu erreichen.
 
Wie geht es Ihnen grundsätzlich mit der Tatsache, dass Sie nun mit viel mehr Forderungen konfrontiert sind, als es sonst der Fall ist?
Ich habe keine Einarbeitungsphase gehabt, die war aber auch nicht notwendig. Ich habe klare Vorstellungen gehabt, wo anzuknüpfen ist. Es ist einiges gelungen, aber es gibt immer noch ungelöste Fragestellungen. Für mich persönlich ist es schön und sinnstiftend für den Bereich Kunst und Kultur in dieser speziell schwierigen Zeit tätig zu sein.
 
Was hat unbedingt Priorität?
Meine Ambition ist es, dass wir niemanden verlieren. Dazu bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung der Länder und des Bundes. Wir haben eine kulturelle Vielfalt, die auch in Vorarlberg zu erleben ist. Ich möchte, dass diese Vielfalt erhalten bleibt, das ist meine absolute Priorität. Mir ist wichtig, dass man die Bereiche nicht gegeneinander ausspielt.
 
Die Präventionsauflagen für den Herbst lassen einen Theaterbetrieb bei weniger Besuchern wieder zu. Was gilt konkret?
Laut aktueller Verordnung können Indoor bis zu 5000 Besucherinnen und Besucher Platz finden. Unter gewissen Rahmenbedingungen, das heißt, nach einer Besuchergruppe oder einem Paar brauche ich wieder einen Meter oder einen Sitzplatz Abstand. Das ist eine besondere Herausforderung für die Häuser. Wir gehen von einer möglichen durchschnittlichen Auslastung von 60 bis 65 Prozent aus.