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Fünfte Bregenz Biennale widmet sich der „Art of Hosting“.
Bregenz Das Autobahnausfahrtsschild für Bregenz verspricht dem Besucher zwei Orte: Martinsturm und Festspielhaus. Wegen dem Martinsturm kommen, gerade im Sommer, wohl weniger Leute in die Landeshauptstadt als für das jährliche Kulturspektakel namens Festspiele. Heuer ist das alles anders. „Beim Besuch der Festspielbühne saß eine Frau auf den Rängen, die sich die „Rigoletto“-Produktion auf ihrem Handy angesehen hat“, erzählt Marlene A. Schenk, die gemeinsam mit Bernhard Garnicnig die heurige Bregenz Biennale, die noch bis 1. September läuft, kuratiert. Das verklärt die Seebühne beinahe zu einem Sehnsuchtsort. Doch die Stadt kann mehr als ein tägliches „La donna è mobile“ in den Nachthimmel zu trällern, denn der Raum zwischen Festspielhaus und Martinsturm ist der öffentliche, und dieser möchte bespielt werden.
Dem Kuratorenduo geht es darum, Möglichkeitsräume zu erzeugen, an denen Kunst stattfindet. „Wenn man ein Bild an die Wand hängt, bedeutet das nicht, dass das automatisch Kunst ist“, erklärt Garnicnig die Situation. Dass die Bregenz Biennale andere Wege geht, beweist das Format schon seit 2012. Auch heuer werden die Stadt und ihre Bewohner in den Mittelpunkt der performativen Werke gestellt, sind gleichsam Gastgeber und Gast des Spektakels. Die vier geladenen Künstlerinnen und Künstler (Danja Burchard, Gregor Legeland, Nour Shantout und Benjamin Tomasi) sind nicht nur für die Dauer ihres Einsatzes in Bregenz, sondern haben die Möglichkeit, mehrere Tage hier zu verbringen und den genauen Ort und die Zeit ihrer Darbietung zu bestimmen. So ergibt sich auch der Umstand, dass es kein genaues Programm gibt. Zudem ist der jeweilige Aktionsrahmen jeweils nur für eine Person als Publikum ausgerichtet. Man wird als Partizipant Teil des Ganzen. Das hält dem Kulturtourismus für die Massen geschickt den Spiegel vor. Beackert werden die verschiedensten Ausdrucksfelder der Kunst. Da lernt man neu, was Klang und Stille am See bedeuten, wie viel Kunst im Dialog Platz hat und wie universell kulturgeschichtliche Textilforschung sein kann, umrahmt von allerlei optischen Visionen. Das regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern macht auch noch Spaß.