Mehr als ein Hauch von Rebellion

Vorarlberger Landestheater ist mit revolutionären Liedern in die neue Saison gestartet.
Bregenz „Woyzeck“ steht auf dem Spielplan und dann gleich die Uraufführung von Joel László mit Parzival im Titel, in der der heilige Gral allerdings das Geld ist, später kommen dann noch „Alle meine Söhne“ von Arthur Miller, „Pünktchen und Anton“ von Kästner und „Die Vögel“ von Aristophanes. Die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich bzw., die die abgehängt wurden und die Gegner der Sozialpartnerschaft rückt das Vorarlberger Landestheater in dieser Saison in den Fokus. Mehr als ein Hauch von Rebellion wehte auch über den Auftaktabend am Freitag, der noch keinem Drama galt, aber revolutionären Liedern, deren Zusammenstellung Geschichte und Gegenwart derart gut umfasst, dass „Bella Ciao“, so der Titel nach dem bekannten italienischen Partisanenlied, immer wieder einmal auf den Spielplan kommen sollte.
Die agierenden Ensemblemitglieder dieses Sprechtheaterhauses sind alle derart gut bei Stimme, dass es auch in eineinhalb Stunden zu keinem Durchhänger kommen kann. Vivienne Causemann agiert als Instrumentalistin und Vokalisten perfekt, Felix Defèr, David Kopp, Luzian Hirzel und Maria Lisa Huber begeistern ebenfalls im so vollbesetzten Haus wie es die Pandemie-Verordnungen zulassen. Martin Grabher und Oliver Rath leiten eine Band mit derart viel Kraft, dass man gar nicht allzu viel Verstärkung braucht.
Lasst sie lauter werden
Der Bürgerinnenchor, der sich schon vor einem guten Jahr formierte, verdeutlicht sprechend, singend und mit einem Überraschungsauftritt schon vor dem Theater am Kornmarkt den zeitlichen Bogen, reicht das rebellische Agieren doch von der Antike bis in die Gegenwart. Dass ein Schwerpunkt im Widerstand gegen den Faschismus liegt, gibt bereits der Titel vor, die große Ernsthaftigkeit erfährt bei den „Moorsoldaten“ von Hannes Wader ebenso Betonung wie bei „The Partisan“ von Leonard Cohen oder der Ansage, dass man gegen die jetzt in den Parlamenten sitzenden Faschisten auftritt. Freilich groovt und rockt es da ordentlich. „Zombie“ von The Cranberries bringt eine zusätzliche Färbung, die ausbaufähig ist, denn die feministische Rebellion geht ein wenig ab. Stimmen haben sie ja, die Schauspielerinnen, lasst sie ruhig noch lauter werden.
“Bella Ciao” steht Ende Oktober erneut auf dem Programm. Nächste Premiere: “Woyzeck” nach Büchner in der Version von Wilson, Waits und Brennan am 19. September.