Kunst schnuppert Gebirgsluft

Neun Kunstschaffende zu Gast bei der 12. Ausgabe des SilvrettAteliers im Montafon.
GASCHURN Alle zwei Jahre ist es so weit: Beim Kunstsymposium SilvrettAtelier schnuppert eine gute Handvoll ausgewählter Künstlerinnen und Künstler Hochgebirgsluft. Die 12. Auflage des Ateliers ging vom 22. August bis 5. September, bereits zum dritten Mal auf der
Versettla, über den Berg. Vom „Basislager“ Nova Stoba auf über
2000 Metern Seehöhe aus unternahmen neun renommierte Kunstschaffende unterschiedlicher Disziplinen, Stil- und Ausdrucksformen ihre Streifzüge in die alpine Szenerie.
Nachdem es lange fraglich war, ob das Kunst-Camp Corona-bedingten Sparplänen zum Opfer fällt, wenn die Bergbahn nicht fährt, zieht Projektbegründer und -leiter Roland Haas eine absolut positive Bilanz: „Die einzige Einschränkung war, dass wir keine Künstler aus Übersee einladen konnten. Ansonsten war das diesjährige SilvrettAtelier von einer hochkarätigen Besetzung aus österreichischen und einer Schweizer Kunstschaffenden, von vielen Wanderungen und Aktivitäten im Zuge der künstlerischen Recherchen geprägt. Ein Highlight war das Miteinander, die offene, kooperative Stimmung unter den Teilnehmern.“
Flagge zeigen
Eine der Kunst-Camperinnen in der Silvretta war die in Wien lebende, gebürtige Schweizerin Regula Dettwiler (1966). Seidenblumen, Schönheit, Vergänglichkeit, Täuschung und Wahrhaftigkeit sind Motive und Themen ihrer Arbeit. Im Montafon hat sich die Künstlerin nicht nur mit in China produzierten Edelweiß beschäftigt, sondern auch mit den eingeritzten Namen und Sprüchen in den zerkratzen Oberflächen der großen Montafonertischen im Restaurant der Bergstation. „Höhlenmalerei des 21. Jahrhunderts“ nennt sie die davon abgenommenen Frottagen, die Tafelbilder im wahrsten Sinn sind.
Flagge zeigt dagegen das Duo Micha Payer (1979) und Martin Gabriel (1976), die Fotos von einem Meteoriten in Zeichnungen umsetzten und eine Fahne daraus fertigten oder temporäre Textspuren in der Landschaft hinterließ.
Mit Schneekanonen aus Altholz, das von einem zwei Mal hintereinander von einem „Jahrhunderthochwasser“ überschwemmten Bauernhof stammt, nicht auf die Klimaveränderung schießen, aber aufmerksam machen, ist das Anliegen von Markus Hiesleitner (1981). Aus Porzellanscherben, die vom Restaurant stammen produzierte der Niederösterreicher außerdem einen schneeweißen Berg. Roman Pfeffer (1972), gerade noch im Bildraum Bodensee zu Gast, verwendet die verloren gegangenen und gesammelten Schistöcke der letzten Wintersaison, um daraus perfekt austarierte Speere zu bauen, und auch Roland Haas (1958) greift auf bereits vorhandenes Material und Up-Cycling zurück, wenn er aus abgebrochenen Schneestangen einen Kreis von vier Metern Durchmesser herstellt.
Die Fraktion der Malerei war vertreten durch Franz Stefan Lun (1980) und Ina Schmidlehner (1971), die sich ebenso auf Materialsuche und -recherche begeben haben wie die Vorarlberger Medienkünstlerin und Zeichnerin Sabine Marte (1967), die dem Sound der Berge für eine akustische Arbeit oder ein Video auf der Spur war.
Die Ergebnisse des SilvrettAteliers sind im Frühjahr 2021 in einer Ausstellung im Atrium des Vorarlberg Museums zu sehen.

