Zurück zum Ursprung, zurück zum Beton

Kultur / 12.01.2021 • 17:00 Uhr
Im DWDS hängen bereits vollendete Soloarbeiten von Ina Fasching. Die Künstlerin übermalt vor Ort auch noch zwei Fotografien von Daniel Pabst. <span class="copyright">Daniel Pabst</span>
Im DWDS hängen bereits vollendete Soloarbeiten von Ina Fasching. Die Künstlerin übermalt vor Ort auch noch zwei Fotografien von Daniel Pabst. Daniel Pabst

Kollaboration von Fasching/Pabst im Bregenzer DWDS.

Bregenz Das Schaufenster entstand erstmals um 1780 in Großstädten wie Paris und gilt somit als eines der ältesten Marketinginstrumente. Das Konzept des DWDS (Die Wiedergeburt des Schaufensters) in Bregenz weiß um den Charme des Flanierens und spielt auch im Jahr 2021 geschickt mit der Inszenierung des Begehrenswerten. Denn was in der Gegenwart besonders wichtig ist: Hineinschauen statt hineingehen ist coronakonform. Zu sehen gibt es in der aktuellen Ausstellung „tutto bene“ eine spannende Kollaboration von Ina Fasching und Daniel Pabst.

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Daniel Pabst

Fasching malt, Pabst fotografiert. Ihre Kunstfertigkeit üben beide schon länger unabhängig voneinander aus, die Idee zur Zusammenarbeit entstand auf einer Reise durch Italien. Aktuell sind gemeinsame Werke der beiden auch am von Paul Renner kuratierten Gegenbauer-Stand am Wiener Naschmarkt zu sehen.

„Das könnte auch alles brennen“

„Die Ausstellung im DWDS ist ein Work in Progress“, erklärt Fasching. An den Wänden und im Raum hängen großformatige Bilder der Künstlerin. Sie zeichnet ausschließlich mit schwarzen Stiften, Tusche, Holzkohle oder Baumharz auf Papier. „Das könnte auch alles brennen“, meint die Künstlerin lakonisch. Für sie ist es wichtig, nicht allzu respektvoll mit dem Medium umzugehen. Da kann es schon vorkommen, dass die Bilder mal eine Nacht im Regen liegen müssen. Die Energie der Natur steht bei ihrem Arbeitsprozess im Fokus.

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Daniel Pabst

Genau diese Energie ist auch die Schnittmenge, die das gemeinsame Werk mit Pabst auszeichnet, der Widerspruch zwischen der Geometrie (Architektur) und dem Wilden (Zeichnung). Fasching übermalt vor Ort, im Schaufenster, Drucke scheinbarer Schwarzweißfotografien von Pabst so, als ob sich die Natur zurückholt, was vor vielen Jahren vom Menschen hinzugefügt wurde. „Es sind allesamt Orte mit einer speziellen Energie. Da die Fotos auf gemeinsamen Reisen entstanden sind, versuche ich, das damals dort Gefühlte in meine Arbeit einfließen zu lassen. Das geschieht geradezu manisch zwischen Herantasten und Zerstören – jedoch immer diszipliniert“, führt Fasching aus. Unter den zu ergänzenden Drucken findet sich auch das Triemli-Hochhaus in Zürich, das kürzlich zum hässlichsten Gebäude der Stadt gewählt wurde. So eine Auszeichnung schreit geradezu danach, übermalt zu werden. „Zwei unterschiedliche Werke und Perspektiven dürfen zusammenliegen, ohne dass eines stärker oder schwächer beurteilt wird. Es sind keine Fremdkörper, die sich abstoßen, die Werke interagieren und gehen eine Beziehung ein“, ist sich Pabst sicher.

Kurzfilme im Schaufenster

Am Donnerstag, 14. Jänner, 18 Uhr, sowie am Samstag, 16. Jänner, 16 und 18 Uhr, werden zudem Kurzfilme von Daniel Pabst gezeigt, die vom Künstler live musikalisch auf der Gitarre begleitet werden.

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Daniel Pabst


Auch wenn der Fokus der Ausstellung auf dem Übermalen, dem Spannungsfeld zwischen fragilem Papier und wuchtigem Beton, liegt, hat Fasching sicherheitshalber noch eine große Rolle Papier im Raum liegen. Man weiß ja nie, wann die Manie wieder zuschlägt.

Die Ausstellung „tutto bene“ ist noch bis zum 29. Jänner im DWDS in Bregenz, Jahnstraße 13–15, zu sehen. www.dwds.info