Mit starker Aussagekraft

Das Basement ist Ausstellungsfläche.
Mit Marcel Bascoulard gelingt dem Kunsthaus eine exzellente Erweiterung des Programms.
Bregenz Einigen Freunden der Fotokunst ist Marcel Bascoulard ein Begriff, den Arbeiten des französischen Künstlers (1913-1978) war in Österreich bislang aber noch keine Ausstellung gewidmet. Wenn das Kunsthaus Bregenz nun mit einer Reihe seiner Selbstporträts nicht nur die große Schau von Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl ergänzt, sondern auch die Ausstellungsfläche maßgeblich erweitert, so ist wohl wiederum ein Coup gelungen. Nachdem KUB-Direktor Thomas D. Trummer Knebl und Scheirl bereits nach Bregenz holte bevor das Künstlerpaar den Österreich-Pavillon auf der Biennale von Venedig bespielt, so liefert er mit Bascoulard nun eine exzellente Ergänzung. Mit der Wiederöffnung des Hauses („Seasonal Greetings“ von Knebl und Scheirl läuft seit Dezember und wurde vom dritten Corona-Lockdown unterbrochen) erfährt das Publikum somit eine weitere spannende Geschichte im Basement. In den oberen Stockwerken bietet die Installation mit Hexenwäldern, Bastelstuben und Eisschollen, wie berichtet, mannigfaltige Auseinandersetzung mit Individualität, Geschlechterrollen und Geschlechtsidentität.
Freiheit
Während sich Knebl und Scheirl für das KUB für eine spielerische Darlegung entschieden haben, greift Marcel Bascoulard denselben Themenkomplex auf. Obwohl die Arbeiten ungemein poetisch wirken, galt sein Auftreten damals wohl als subversiv. Die Auftritte in langen Frauenkleidern, die den Gewändern des 19. Jahrhunderts nachempfunden waren, führten zu einigen Verhaftungen. Sich die Freiheit zu nehmen, sich nach seinem Ermessen anzuziehen und, obwohl als guter Landschaftszeichner anerkannt, wie ein Clochard zu leben, machte ihn zum Außenseiter, aber auch zum Vorkämpfer jener Menschen, denen es in einer offeneren Gesellschaft nun möglich ist, individuellen Lebensentwürfen zu folgen. Bascoulards Selbstporträts, die Personen unterschiedlichen Standes in der jeweils gleichen, nicht ganz zu entschlüsselnden Körperhaltung zeigen, berühren zutiefst.
Die Tatsache, dass der Künstler ermordet wurde, liegt wie ein Trauerschleier über einer gut gestalteten Ausstellung, die stille Betrachtung fordert.

Marcel Bascoulard in Frauenkleidern.

Beide Ausstellungen sind im Kunsthaus Bregenz bis 5. April geöffnet, Di bis So, 10 bis 18, Do bis 19 Uhr, geöffnet. Tragen von FFP2-Masken ist für Besucher verpflichtend.