Bregenzer Festspiele setzten starke Akzente

Kultur / 15.08.2025 • 13:54 Uhr
Bregenzer Festspiele setzten starke Akzente
Festspielpräsident Hans-Peter Metzler, Intendantin Lilli Paasikivi und der kaufmännische Direktor Michael Diem. roland paulitsch

Publikumsliebling „Der Freischütz“ und nordische Akzente prägten den Sommer.

Bregenz Mit voraussichtlich rund 249.000 Gesamtbesuchern geht am Sonntagabend die 79. Saison der Bregenzer Festspiele zu Ende – die erste unter der Intendanz von Lilli Paasikivi. Fünf Wochen lang bot das Sommerfestival am Bodensee rund 80 Veranstaltungen und verband dabei große Opernproduktionen mit Konzerten, Theater, zeitgenössischem Tanz sowie Angeboten für Kinder und Jugendliche. „Wir hören auf, wie wir begonnen haben – mit unglaublich viel Energie und positiven Erlebnissen“, sagte Festspielpräsident Hans-Peter Metzler beim Saisonfazit.

Bregenzer Festspiele setzten starke Akzente
Der Publikumsmagnet war natürlich auch in diesem Jahr die Seeproduktion „Der Freischütz“. philipp steuer

Publikumsmagnet war auch in diesem Jahr der „Freischütz“ auf der Seebühne in der bildgewaltigen Inszenierung von Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl. Am 17. Juli feierte das Werk seine Wiederaufnahmepremiere und konnte bis zum Saisonende mit Stand Donnerstag 180.687 Besucher verzeichnen. Das entspricht einer Auslastung von 97 Prozent. In beiden Spielzeiten erlebten rund 374.000 Menschen das Spiel auf dem See. „Wer hätte gedacht, dass wir im zweiten Jahr eine Auslastung von 97 Prozent erreichen – und das bei diesem Wetter?“, fragte der kaufmännische Direktor Michael Diem. „Wäre das Wetter besser gewesen, bin ich mir sicher, hätten wir die 100 Prozent erreicht.“

Bregenzer Festspiele setzten starke Akzente
„Ich bin sehr stolz auf unsere Künstlerinnen und Künstler, auf unser hochprofessionelles Team – und natürlich auf unser fantastisches Publikum“. roland paulitsch


Mit George Enescus selten gespieltem Meisterwerk Œdipe präsentierten die Bregenzer Festspiele eine überzeugende Produktion im Festspielhaus. Regisseur Andreas Kriegenburg setzte den Stoff subtil und nuanciert in Szene, Hannu Lintu leitete das Orchester mit Präzision und der Prager Philharmonische Chor sorgte für stimmliche Wucht. Die drei Aufführungen verzeichneten 4.411 Besucherinnen und Besucher, die Auslastung lag bei 96 Prozent.

Bregenzer Festspiele setzten starke Akzente
George Enescus selten gespieltem Meisterwerk Œdipe war die Oper im Haus. Stiplovsek Dietmar pauschal


Paasikivis erstes Programm trug eine unverkennbare nordische Handschrift: Von Jean Sibelius’ selten gespieltem Orchesterwerk “Kullervo” unter der Leitung von Jukka-Pekka Saraste über den klar-melancholischen A-cappella-Klang des YL Male Voice Choir bis hin zu finnischem Tango am See. Die Tero Saarinen Company aus Finnland feierte mit den Tanzproduktionen “Borrowed Light” und “Study for Life” ihr Bregenz-Debüt.

Borrowed Light - Tero Saarinen
Die beiden Tanzproduktionen Borrowed Light und Study for Life. justus hirvi

„Ich wollte diese nordische DNA in meinem ersten Jahr einbringen – und der Enthusiasmus war groß“, erklärte Paasikivi. „Genau deshalb existieren Festivals: um Neues zu bringen und zu überraschen.“ Fast alle nordisch geprägten Programmpunkte waren ausverkauft.

Bregenzer Festspiele setzten starke Akzente
Das Opernstudio präsentierte “La Cenerentola”. philipp steurer


Im Theater am Kornmarkt zeigte das Bregenzer Opernstudio Rossinis „La Cenerentola“ – alle Vorstellungen waren bereits im Vorfeld restlos ausverkauft. Das Burgtheater war während der Festspielzeit in Bregenz erstmals seit Jahren wieder zu Gast und präsentierte Ferdinand Schmalz’ „bumm tschak oder der letzte Henker“.

2. Orchesterkonzert
Die Orchesterkonzerte konnten das Publikum allesamt begeistern. BF/Christian Lins

Die Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker und des Symphonieorchesters Vorarlberg erreichten eine Auslastung von 94 Prozent. Die Kammermusikkonzerte im Seestudio des Festspielhauses und im Kunsthaus Bregenz waren zu 96 Prozent ausgelastet. Die Jungen Festspiele zogen über 5.100 Kinder und Jugendliche an, unter anderem mit der Young People’s Night, Workshops, dem Fest des Kindes und einer Kinderfassung von “Der Freischütz”.

Nordic Cool
Bei “Nordic Cool” war das KUB Schauplatz eines – finnischen – Konzertabends. bf/anja köhler

Doch der Blick geht bereits nach vorn: Am 22. Juli 2026 feiert”La Traviata” von Giuseppe Verdi als erste Seebühnen-Neuproduktion unter der Leitung von Paasikivi Premiere. „Die Musik, die Geschichte, die Bildsprache – das passt perfekt auf die Seebühne. Die Produktion von Damiano Michieletto ist wie für ihn gemacht, deshalb bin ich sehr zuversichtlich“, so die Intendantin. Im Festspielhaus folgt am 23. Juli 2026 Janáčeks „Die Ausflüge des Herrn Brouček”. Der Vorverkauf startet am 29. September 2025, zunächst mit 26 Vorstellungen am See. Nach den Rekordzahlen der vergangenen Jahre sei dies eine vorsichtige Zahl, die aber noch wachsen könne, so Michael Diem.

Bregenzer Festspiele setzten starke Akzente

Am Ende dieser ersten Saison unter neuer Leitung steht eine Bilanz, die die Erwartungen übertroffen hat. „Ich bin sehr stolz auf unsere Künstlerinnen und Künstler, auf unser hochprofessionelles Team – und natürlich auf unser fantastisches Publikum“, sagte Paasikivi. „Das gibt mir ein gutes Gefühl für das 80. Jubiläumsjahr.“