Jung und ambitioniert betritt ein neues Vorarlberger Orchester die Bühne

Die Camerata Musica Reno von Tobias Grabher debütiert an Ostern mit Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“.
BREGENZ An sich gibt es in Vorarlberg ja genügend Orchester verschiedener Größenordnungen und Sparten. Was die neueste Gründung so besonders macht, dürfte das Alter ihrer Mitglieder sein. Das Ensemble versteht sich als Plattform für ambitionierte Musiker aus der Region nach oder während ihrer fachlichen Ausbildung, die um die 20 sind wie der Gründer und Dirigent Tobias Grabher (24) oder der mehrfach ausgezeichnete Klarinettist Paul Moosbrugger (19).

Das Ensemble nennt sich klangvoll Camerata Musica Reno, ein Name, der vom Rhein abgeleitet ist und als grenzüberschreitender Kulturraum verstanden wissen will. Ebenso möchte der Gründer durch die Zusammenarbeit mit anderen Sparten wie Literatur, Schauspiel, Theater, Tanz oder bildende Kunst auch das kulturelle Angebot in der Region mit vielfältigen Akzenten erweitern und bereichern. Der gebürtige Bregenzer Tobias Grabher hat nach seinem künstlerischen Basisstudium im Fach Posaune am Konservatorium später an der Musik-Uni Wien weiterführende Studien in diesem Fach sowie im Orchesterdirigieren absolviert und leitet seither regelmäßig das pro arte-Studioorchester dieses Hauses und verschiedene Vokalensembles. In Vorarlberg ist er ständiges Mitglied des Posaunenquartetts Tetrapol, beim Landesjugendchor Voices, dem Jugendsinfonieorchester Mittleres Rheintal und beim Bregenzer Festspielchor.
Besondere Aktualität
Im Falle der Camerata Musica Reno investiert er mit viel Optimismus sein persönliches Engagement unentgeltlich in dieses besondere Orchesterprojekt und legt im Gespräch mit den VN auch Wert auf besondere Flexibilität: „Langfristig bewegen wir uns zwischen sieben und 40 Mitwirkenden, je nach Repertoire, das neben Klassikern durchaus auch Raum zum Entdecken musikalischer Raritäten und Neuheiten lässt.“ Strawinskys „L’Histoire du soldat“, wie das Debütstück im Original heißt, besitzt in der derzeitigen Pandemie besondere Aktualität: „Auch der Komponist sah sich im Jahr der Uraufführung 1918 mit den Problemen der damals grassierenden Spanischen Grippe konfrontiert, komponierte das Stück deshalb für ein kompaktes Wandertheater in einer kargen Tonsprache mit nur sieben Leuten und verarbeitete auch Themen wie Hunger, Kriegserfahrungen und Einsamkeit. So passt das Stück wie wohl kein anderes in diese Zeit.“ Das Libretto von Charles Ferdinand Ramuz wird von der gebürtigen Georgierin Mariam Avaliani erzählt, die in der deutschsprachigen Theater- und Filmszene tätig ist. Dieses Stück markierte übrigens vor über 30 Jahren am Bregenzer Kornmarkt in der Regie von Kurt Sternik und mit Christoph Eberle am Pult der Camerata Bregenz auch den Beginn der bis heute andauernden gemeinsamen jährlichen Opernproduktionen zwischen Landestheater und SOV.
Trotz Unterstützung durch Sponsoren und Subventionen und der wertvollen Kooperation mit dem Theater Kosmos können an die Musiker derzeit nicht die branchenüblichen Gagen bezahlt werden, aber immerhin Aufwandsentschädigungen. Grabher: „Unser Ziel wird es auch in Zukunft sein, die Mitwirkenden der Camerata mehr durch die Attraktivität des Repertoires und den Aufführungsrahmen an ungewöhnlichen Schauplätzen zu gewinnen.“ Eine weitere Produktion soll Anfang Juli rund um die Person und Musik von Richard Strauss stattfinden. JU
Aufführungen am 3., 4. und 5. April, 17 Uhr, im Theater Kosmos in Bregenz.