Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Felder richtig und falsch

Kultur / 11.04.2021 • 06:30 Uhr

Dieser Tage dreht sich wieder einmal alles um Franz Michael Felder. Erstmals ist ihm eine Uraufführung beim Vorarlberger Landestheater gewidmet, dann gibt es von Montag bis Mittwoch eine dreitägige Tagung, die vom Theater, vom Felder-Archiv und vom Felder-Verein ausgerichtet wird. Und schließlich kann man sich bei der Landeshauptstadt Bregenz noch immer nicht dazu durchringen, die nach dem großen Bregenzerwälder benannte Straße richtig zu schreiben.

„Überall steht der Name auch richtig – einzig in Bregenz ist man nicht in der Lage, den Namen korrekt wiederzugeben.“

Stephanie Gräve, die Intendantin des Landestheaters, hat an den Vorarlberger Autor Maximilian Lang einen Stückauftrag vergeben. Das Thema: Der bedeutendste Kopf des 19. Jahrhunderts in Vorarlberg, Franz Michael Felder aus Schoppernau. Er war Bauer, er war Dichter, er war Denker und Praktiker im sozialen und politischen Bereich. Nicht zuletzt war er ein Mann, an dem sich die Geister schieden. Die einen verehrten, die anderen hassten ihn. Wobei die Grenze klar war: Die Kleinen, die Bauern, für die er eintrat, die Menschen, die sich für Literatur interessierten, die waren seine Anhänger; die anderen, die Mächtigen, die Käsehändler, die Kirchenvertreter, die Konservativen bekämpften ihn. Und aus diesen Positionen der Menschen konstruiert Maximilian Lang sein Stück „Sprich nur ein Wort“, das gestern Abend in Bregenz uraufgeführt wurde. Ich kann also noch nichts zur Sache sagen, außer: erfreulich, dass sich das Landestheater – endlich, möchte ich gerne sagen – dieses außerordentlichen Mannes annimmt.

Ab Montag wird das Thema auch in einer Tagung behandelt. Coronabedingt als Zoom-Konferenz. Den Link zur Teilnahme bekommt man unter felderarchiv@vorarlberg.at. Den Auftakt macht ein Gespräch mit David Henry Wilson, dem Übersetzer von Felders Autobiographie „Aus meinem Leben“, die unter dem Titel „A Life in the Making“ vor Kurzem erschienen ist. Der ganze Dienstag steht im Zeichen von Vorträgen, von denen jener von David Franzoi zu Felder und seinem Schwager Kaspar Moosbrugger und jener von Bernhard Fetz hervorgehoben werden sollen. Schließlich gibt es am Mittwoch noch eine Diskussion zum Theater von Maximilian Lang. Alles sehr spannend.

Spannend scheint mir auch, dass es in allen fünf Städten des Landes eine Straße gibt, die den großen Dichter ehrt. Überall steht der Name auch richtig – einzig in Bregenz ist man nicht in der Lage, den Namen korrekt wiederzugeben. In der Landeshauptstadt heißt die Straße nämlich Franz-Michl-Felder-Straße – Felder aber heißt nicht Michl, sondern Michael. Trotz mehrfachen Hinweises hat man es in Bregenz bisher nicht geschafft, die Straße korrekt zu benennen. Vielleicht ist die jetzige intensive Befassung mit Felder ein guter Anlass zur Änderung?

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.