Wo Theaterbesucher zu Kosmosnauten werden

Theater Kosmos hat ein weiters Siegerstück seiner Dramenwettbewerbe uraufgeführt.
Bregenz Wer am Donnerstagabend ins Theater Kosmos kam, sah sich mit einem Bühnenbild konfrontiert, das dem Namen des Unternehmens entspricht, ihn verbildlicht. Einen Planeten mit seinen Ringen lässt Ausstatterin Caro Stark vor bewegten Aufnahmen aus dem All schweben. Beglückt ob der Tatsache, dass in der Modellregion Vorarlberg schon seit Wochen Theaterbesuche bei strikt geregelten Abstandsauflagen möglich sind, und höchst zufrieden mit der somit angebotenen Kosmonautenrolle weiß man auch, dass das, was im sogenannten Kosmodrom angeboten wird, den Aspekt des Experiments nicht abgestreift haben muss.
Siegerstücke
Um die schon länger engagiert betriebene Autorenförderung auszuweiten, haben die Kosmos-Leiter Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig in den letzten Jahren zwei Wettbewerbe für junge Dramatiker ausgeschrieben. Eines der Siegerstücke, nämlich jenes der Vorarlbergerin Katharina Klein, wurde bereits uraufgeführt, “Limbus” der Wienerin Florentina Hofbauer verblieb wegen der Pandemie in der Pipeline, steht aber auf dem neuen Spielplan. Aus dem jüngsten Bewerb ging “Supa Hell” des deutschen Autorenduos Sophie Blomen und Max Reiniger hervor.

Das Thema “Life in 2050” beziehen die beiden nicht auf eine kritische Vorausschau auf eine Zeit, die zumindest für die Urheber noch locker erlebbar ist, sie blicken, kann man sagen, nahezu hundert Jahre zurück, zu Becketts “Endspiel”, dem eine Katastrophe vorausgegangen ist, nach der es nur noch wenige Überlebende gibt. Stephan Kasimir hat das Werk erst jüngst mit dem Ensemble Wagabunt in Dornbirn realisiert. Der Regisseur ist auch Kosmodrom-Kurator und hat eine besondere Affinität für das Absurde. Die braucht er auch, wenn sich der Protagonist in “Supa Hell” in unwirtlicher Gegend mit den Elementen konfrontiert sieht.
Nicht unbedingt dystopisch
Dass die Betrachtung von Supernovae oder das nahende Implodieren des Planeten nicht unbedingt eine Dystopie bezeichnen muss, bringen Blomen und Reiniger mit einem quirligen Kohlenstoffatom bzw. mit feinem Humor oder dem Protagonistennamen X Æ A-12 zum Ausdruck. Man muss nicht wissen, dass der Milliardär Elon Musk seinen Sohn so nannte. Wer den Text aufnimmt, was Jeanne-Marie Bertram und Simone Loser in lebendiger Rezitator-Manier gut möglich machen, folgt einer Selbstreflexion. Mit einem Flamingo (Robert Kahr), der eine Commedia dell’arte-Maske trägt und mit der schriftlichen Überhöhung der finalen Apotheose wird auf die Kunst, das Theater, die Fantasie, das Schöpferische verwiesen. Eine konkrete Botschaft braucht ein derartiger Kosmonautenflug nicht, in den einzelnen Momenten liegt der Wert der Erzählung, die zumindest schon einmal der Tatsache entspricht, dass ein brauchbares Stück eines ist, das nachwirkt.
Weitere Aufführungen am 7. und 8. Mai, 18 Uhr, im Theater Kosmos in Bregenz: theaterkosmos.at


