Was einer Feldkircher Fußgänger-Unterführung Bedeutung gibt

Die junge Vorarlberger Schriftstellerin Sarah Rinderer hat die James-Joyce-Passage in Feldkirch gestaltet.
Feldkirch Der vor nahezu 100 Jahren erschienene Roman “Ulysses” ist vielen ein Begriff. Bei der Frage nach dem Inhalt kommen mitunter aber auch jene in Verlegenheit, die wissen, dass es James Joyce (1882-1941) mehrmals nach Feldkirch verschlug. Die einstige Anwesenheit dieses wie weiterer Autoren, deren Werke sich unter den Begriff Weltliteratur eingliedern lassen, nutzt die Stadt Feldkirch seit vielen Jahren für Auftragsvergaben an Künstler. Eine lobenswerte Initiative.

So heißt ein viel genutzter Durchgang zur Altstadt nicht nur James-Joyce-Passage, Künstlern wird hier ein Podium angeboten. Die junge Schriftstellerin Sarah Rinderer hat sich für sehr subtile Werkverweise entschieden. Sie werden sich den Passanten nicht rasch erschließen, vielleicht aber gerade deshalb dazu animieren, sich mit Literatur zu befassen. Eignet sich doch “Ulysses” bestens dazu, sich Kapitel für Kapitel heranzutasten. Rinderer erging es selbst so, als sie den Wälzer vor Jahren zum Begleiter auf einer Interrail-Tour auserkor.

Um ihrer Intention für die Passage zu folgen, ist der Fokus auf den finalen, interpunktionslosen Monolog der Sängerin Molly Bloom zu legen. Der Rhythmus, den Interpunktionen hervorrufen würden, wird in einem akustischen Element verdeutlicht, das dem zu lesenden Satz “Yes O do please stop” hinzugefügt wird. Wer die Passage rasch durchschreitet, nimmt von der Aufzeichnung einer Gesangsstimme nur einige Klänge wahr, die beim Verweilen ein Bild ergeben, das durch die mit Fensterfolien erzeugten Lichtstimmungen erhöht wird.
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Bis August verbleibt die Arbeit am Ort. Während Sarah Rinderer demnächst einen Stipendienaufenthalt in Barcelona antritt, sollten Feldkirchs Buchhandlungen nun Primär- und die umfangreiche Sekundärliteratur zu James Joyce im Sortiment haben, neben “Ulysses” empfiehlt sich – konkret auf die Passage bezogen – noch “Finnegans Wake”.

Sarah Rinderer
Geboren 1994 in Bregenz
Ausbildung Studium der Experimentellen Gestaltung an der Kunstuniversität Linz
Publikationen diverse Veröffentlichungen in Zeitungen, darunter in den Vorarlberger Nachrichten, und Anthologien; Kurzdrama im Bregenzer Kosmodrom
Preise Literaturpreis des Landes Vorarlberg, u. a. Startstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, Stipendium des Landes