Was die Menschen bewegt, wird sichtbar

Arbeiten von Lois Anvidalfarei in der Johanniterkirche.
feldkirch „Das Kreuz war schon in meiner Kindheit sehr präsent“, bekundete Lois Anvidalfarei vor einiger Zeit, als er im Park der Villa Falkenhorst in Thüringen einige seiner Bronzefiguren zeigte. Als Kauernde und Gepeinigte brachten sie menschliches Leid zum Ausdruck. Nicht die sakrale Kunst mit ihrer Absicht stand im Vordergrund, sondern das Mahnmal gegen Gewalt. Im Kontext, der sich durch die Präsenz der Arbeiten des international bekannten Südtirolers in der Johanniterkirche in Feldkirch ergibt, treten religiöse, leidens- und heilsgeschichtliche Aspekte zwar stärker in den Vordergrund, die Installation liest sich aber im Grunde als Erzählung dessen, was die Menschen tief bewegt.
Auch der Titel „Passus“ sollte auf Durchlittenes hinweisen. Wie man den dramaturgischen Aufbau einer Werkserie auch rezipieren mag, die schon am Eingang mit hängenden Körperteilen aus Bronze beginnt und sich über den Ausgrabungen im Inneren der Kirche fortsetzt, um die Themen Schuld, Unheil und Trauer kommt man nicht herum.
Betrachtererlebnis
Arno Egger, in den letzten Jahren zuständig für das Programm in diesem besonderen Kunstort Vorarlbergs, ist mit der Einladung an Lois Anvidalfarei ein besonderer Coup gelungen. Dieser Begriff aus dem Kunstbusiness sei erlaubt, bei aller Drastik und Erzählkraft der Arbeit gilt Anvidalfarei letztlich als Meister in der bildhauerischen Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper. Auch wer den pragmatischen Zugang bevorzugt, wird in der Johanniterkirche somit mit einem starken Betrachtererlebnis bedient. VN-cd

Zur Person
Lois Anvidalfarei
Geboren 1962 in Abtei/Südtirol
Ausbildung Kunstschule in St. Ulrich im Grödnertal, Akademie der Bildenden Künste in Wien
Laufbahn zahlreiche Ausstellungen und Werke im öffentlichen und sakralen Raum, u. a. in Wien, Innsbruck und Bozen
Auszeichnungen u. a. Theodor-Körner-Preis
Die Ausstellung in der Johanniterkirche in Feldkirch ist bis 30. Juli zu sehen, Di bis Fr, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr.