Werk eines Vorarlbergers, das weitere Beachtung verdient

Kultur / 24.05.2021 • 21:49 Uhr
Konzert mit Uraufführung: Claudia Christa, Alexander Swete und Klaus Christa in der Kirche St. Arbogast. ju
Konzert mit Uraufführung: Claudia Christa, Alexander Swete und Klaus Christa in der Kirche St. Arbogast. ju

Michael Floredos Komposition für den „Pforte“-Spaziergang wurde urauf­geführt.

ST. ARBOGAST Ein kleines Wunder, dass in diesem nasskalten Frühjahr der erste „Musikalische Spaziergang“ der „Pforte“ am Pfingstsonntag-Nachmittag stattfinden konnte, mit Gotthard Bilgeri und dem Gitarristen Ahsen Mehovic als Begleitung. Durch Wiesen und Wälder ging es hinauf zum Kirchlein St. Arbogast, wo die Wanderer ein Kammerkonzert erwartete.

Aufgeboten sind die drei wunderbaren heimischen Musiker Claudia Christa, Flöte, ihr Mann Klaus an der Bratsche und der eigens angereiste, an der Uni Wien lehrende Hörbranzer Gitarrist von internationalem Ruf, Alexander Swete. Man spürt auch diesmal, wie sehr sie musikalisch miteinander verbunden sind, wie ihr Spiel leichtfüßig und doch stets kunstvoll geerdet wie ein zarter Frühlingshauch durch den Kirchenraum flattert. Frühling ist auch das Programm dieses gut einstündigen Konzertes, in dem Musik und Natur eine Symbiose eingehen: „Tausendgrün, so sagt die Zeit“ nach einem Gedicht von Rose Ausländer. Der Auftakt gilt mit Flöte und Gitarre dem argentinischen Meister des Tango Nuevo, Astor Piazzolla. Seine Suite „Histoire du Tango“ eröffnet die Klangwelt dieses Genres, voller Hingabe in heiße Gitarren-Rhythmen getaucht. Eine Preziose klassischer Kammermusik des 19. Jahrhunderts steht mit der Serenata concertante für Triobesetzung am Schluss. Sie stammt von Antonio Diabelli. Anstelle von Etüden verströmt er hier seine melodisch reizvollen Eingebungen, die vor allem im letzten Satz in kompakter Verarbeitung begeistern, getragen von der Risikobereitschaft und Freude am Musizieren in bewährter Qualität.

Überzeugend

Im Zentrum aber steht die mit Spannung erwartete Uraufführung des „Pforte“-Auftrages „Frühlingskreis“ an den Altacher Komponisten Michael Floredo. Es ist ein „großes, episches Werk, ein Kaleidoskop“ (Klaus Christa), das mit stets wechselnden Eindrücken aus der imposanten Örfla-Schlucht die Spannung 20 Minuten lang aufrechthält. Da stehen farbenfroh, mit einem Hauch von Impressionismus, nebeneinander gewittrig rasante Teile in kontrapunktischer Verarbeitung, lyrische Passagen in verlorenen Liegetönen und Bedrohliches als Mahnung zum achtsameren Umgang mit unserer Umwelt. Floredo setzt seine Bilder in eine zeitgemäße, dennoch klar verständliche und nachvollziehbare Tonsprache, ohne je in die Gefahr einer allzu plakativen, naturalistischen Darstellung in Form von Illustrationsmusik zu geraten. Alles wird einem höheren Gesetz untergeordnet, die instrumentalen Möglichkeiten der komplexen Partitur bis an Grenzen ausgereizt. Das erforderte in der Umsetzung zuvor auch von den Musikern einiges an detaillierter Probenarbeit, bis das Ergebnis so überzeugt, dass die Botschaft vom Publikum auch verstanden wird. Ein Werk, das weitere Beachtung verdient.

Nächster Musikalischer Spaziergang: 6. Juni, 15.30 bzw. 17 Uhr Schwimmbad Götzis/St. Arbogast (Ensemble „Wiener Blond“).