Gezeigt, wie das gehen kann

Künstlerduo Martin Merker und Anna Adamik konzertierte vor den eigenen Schülern.
TRIESEN Ein Anschauungsunterricht der besonderen Art: Da zeigen zunächst Schüler der Celloklasse von Martin Merker, vom Knirps bis zur jungen Dame in einer Vorspielstunde, was sie im abgelaufenen Schuljahr gelernt haben. Dann werden die Seiten getauscht, die Youngster sitzen mit ihren Eltern und Freunden im Publikum und erleben staunend, wie das ist, wenn ein Meistercellist wie ihr seit 2018 hier wirkender Lehrer in einem einstündigen anspruchsvollen Konzertprogramm in die Saiten greift und sein Instrument zum Klingen bringt.
Schauplatz dieser besonderen Konstellation am Sonntagnachmittag ist das Musikschulzentrum Oberland der Gemeinde Triesen bei Vaduz im Fürstentum Liechtenstein. Der dortige Guido-Feger-Saal besitzt zwar alle Vorzüge eines brauchbaren Vortragssaales, nur keine Klimaanlage. So wird dieses Lehrerkonzert am gefühlt bisher heißesten Tag dieses frühen Sommers zur Hitzeschlacht vor allem für die Interpreten. Der aus Offenburg gebürtige, in Feldkirch wohnhafte Martin Merker, selbst als Solist und Kammermusiker weltweit gereist und derzeit Mitglied im Kammerorchester Bern, hat als Klavierbegleiterin seine Gattin eingeladen, die aus Ungarn stammende Konzertpianistin Anna Adamik, die seit 1997 am Konservatorium Feldkirch eine Klavierklasse leitet und derentwegen Studierende bis von Davos anreisen. Zwei künstlerisch kreative Musiker-Persönlichkeiten also, die nicht nur aus ihrer bewegten Vergangenheit heraus leben, sondern fest im Hier und Jetzt verankert sind, beide auch geerdet im langjährig erprobten pädagogischen Umgang mit der Jugend.
Es ist keine leichte Kost, die das Duo sich selbst und seinem Publikum auferlegt hat, ein vorwiegend romantisches Programm mit enormen Anforderungen an Harmonie im gemeinsamen Denken und Fühlen. Dies fällt umso leichter, weil Martin Merker und Anna Adamik nicht nur im Konzertsaal, sondern seit sechs Jahren auch im Leben ein Paar sind. „Aufschwung“ haben sie ihr Programm nach einem der Fantasiestücke op. 12 von Robert Schumann genannt, das am Beginn steht und symptomatisch wird für den überzeugten Zugriff, das engagierte Selbstbewusstsein, das die beiden Musiker unisono beim Spiel an den Tag legen.
Ausdruckskraft und Leidenschaft
Bei aller Verhaftung in der Tradition sind sie auch offen für neuere Strömungen in der Musik und zeigen das an drei Stücken von Josef Friedrich Doppelbauer, die sie kürzlich zum 100. Geburtstag des oberösterreichischen Komponisten auf CD eingespielt haben, liebenswerte Aphorismen in einer farbenreichen, leicht geschärften Tonsprache. Johannes Brahms schließlich fordert mit seiner dramatisch dichten zweiten Cellosonate F-Dur op. 99 in der Gleichbehandlung der Instrumente den beiden mittlerweile schweißgebadeten Musikern nochmals alles an Konzentration, Ausdruckskraft und Leidenschaft ab und kommt zu einer von den Zuhörern begeistert aufgenommenen Wiedergabe. Das Programm wird bei den von Merker mitverantworteten Offenburger Sommerkonzerten demnächst open air zwei Mal wiederholt. JU