Matthias Honeck und seiner Symphoniker-Freunde begeisterten

Das Honeck Quartett präsentierte beim Sommerkonzert einen Meister des „Wiener Horns“.
HOHENEMS Zum neunten Mal bereits gastierte am Samstag der seit 2019 als Stimmführer der Zweiten Geigen bei den Wiener Symphonikern tätige Vorarlberger Geiger Matthias Honeck mit seinem Quartett aus Orchesterkollegen beim beliebten jährlichen Sommerkonzert vor vielen glänzend aufgelegten Freunden und Bekannten im vollbesetzten Rittersaal des Palastes. Doch diesmal war alles anders, vielfarbiger. Das Streichquartett wurde fallweise zum Quintett, dazu präsentierte Honeck in launiger Moderation als Überraschung auch einen exzellenten Meister des „Wiener Horns“ und einen virtuosen Cembalisten.
Vier routinierte Wiener Symphoniker zusammen ergeben noch lange kein wirkliches Streichquartett. Da bedurfte es schon eines Musikers vom Format eines Matthias Honeck, der 2015 diese Gemeinschaft von vier Erzmusikanten gründete, sie bis heute zu einem beachtlichen Standard an Klangkultur, Präzision und Homogenität weiterentwickelt und Jahr für Jahr noch gesteigert hat. Als Maßstab kann vielleicht die Zugabe mit dem letzten Satz von Haydns „Vogelquartett“ gelten, der in einem atemberaubenden Tempo ohne jede Einbußen durch den Saal flitzt, mitgetragen von Stefan Pöchhacker, 2. Violine, Martin Edelmann, Viola, und Michael Günther, Violoncello. Im offiziellen Programm stellen die Musiker ein frühes Quartett von Mozart (B-Dur, KV 159), das durch sein reizendes Rondo in Erinnerung bleibt, einem späten von Haydn (A-Dur op. 53/1) gegenüber, in dem im Andante eine bedrohliche Bassfigur des Cellos schelmisch die Harmonie stört.

Dann schlägt die Stunde des Peter Dorfmayr, Solohornist der Wiener Symphoniker und dazu einer der ganz wenigen ausgewiesenen Spezialisten in der Beherrschung des nur mehr selten gepflegten Wiener Horns, das er auch in einer Klasse an der Wiener Musik- und Kunstuniversität lehrt. Als dessen Erfinder gilt der Wiener Instrumentenbauer Leopold Uhlmann, der um 1830 die Bauart des traditionellen Waldhorns mit drei Pumpenventilen veränderte und ihm damit einen weichen und dunkleren Anstrich gab, „… des Waldhorns süßer Klang“, wie es Friedrich Silcher in seinem bis heute gültigen Volkslied besungen hat. Freilich stiegen mit diesen klanglichen Erweiterungen auch die technischen Anforderungen an den Spieler, und insofern ist es absolut bewundernswert, mit welch großer Sicherheit, Leichtigkeit und Tonschönheit Dorfmayr in sympathischem Understatement zwei der vier Hornkonzerte Mozarts (Es-Dur, KV 495, und Es-Dur, KV 417) ohne merklichen Aufwand bewältigt, in wunderbarem Einklang mit den Kollegen. Es sind kostbare Geschenke Mozarts für Generationen von Hornisten und von solcher Eigenart und Popularität des Themenmaterials, wie sie nur von dieser Meisterhand stammen können.
Die eigentlich für Kammerorchester-Begleitung konzipierten Werke sind in gut klingenden Arrangements zu hören, bei denen das Quartett durch Valerie Schatz am Kontrabass und Alexander Gergelyfi am Cembalo erweitert wurde. Dieser setzt im Zentrum des symmetrisch aufgebauten Programms mit einer reich verzierten Suite des Deutschen Conrad Friedrich Hurlebusch aus Tänzen an europäischen Höfen einen eindringlichen barocken Ruhepunkt.
FRITZ JURMANN