Wie eine kleine Konzertbühne zum großen Musiktheaterpodium wird

Kultur / 13.08.2021 • 16:30 Uhr
Wie eine kleine Konzertbühne zum großen Musiktheaterpodium wird
Das Kunsthaus erwies sich als idealer Ort für den Auftritt des Vokalensembles The Present. BF/Köhler

Das Konzert im KUB als perfekte Ergänzung der nächsten Festspieluraufführung.

Bregenz Es ist zwar dem Zufall geschuldet, aber erwähnenswert, denn angesichts der dort vertretenen Arbeiten von Anri Sala, mit denen sich der albanischen Künstler erneut als Musikkenner profiliert, erwies sich das Kunsthaus Bregenz jüngst als optimaler Ort für das Festspielkonzert mit dem Ensemble The Present und Lee Santana, das in arkadische Landschaften führte. Da das KUB zudem Partner bei der Opernproduktion „Wind“ ist, in der die The-Present-Sopranistin Hanna Herfurtner mitwirkt und die Musikauswahl einerseits das Werk von Alexander Moosbrugger kontrastiert, andererseits aber in eine Zeit zurückführt, die den Vorarlberger Komponisten inspirierte, fügte sich alles bestens zusammen.

Im Roman „Hypnerotomachia Poliphili“ träumt sich Poliphilo trunken vor Sehnsucht nach Polia in einen Garten. Dieser ersteht vor den Augen der Konzertbesucher bereits bei „O sonno“ des Renaissancekomponisten Cipriano di Rore, wenn die Stimmen ein Gemälde zaubern, auf dem die Farben auf das Schönste ineinanderfließen, um sich bei „Le chant des oiseaux“ von Janequin wieder aufzureihen, wenn die Tierlaute keinesfalls imitiert (was falsch wäre), jedoch so kurios wie faszinierend fassbar werden. Dass bei „S’io non miro“ von Carlo Gesualdo eine Steigerung in der Ausbalancierung der Klänge drin war, hat vollends begeistert.

Lee Santanas Solo „Sweet Chili Avocado“ gewährte genüssliches Zurücklehnen. Ein Abdriften zum Schlager (Teddy Reno) wäre nicht nötig gewesen, das Publikum war längst eingefangen und erlebte auch die Uraufführung „Velos Lilas“ von Sidney Corbett nach Gedichten von Delmira Agustini als einen emotionalen und stimmlichen Parforceritt, der mit ein paar Erläuterungen angesichts der Gestaltungskraft von Hanna Herfurtner, Olivia Stahn, Amelie Saadia sowie Tim Karweick und Felix Schwandtke allein schon einen halben Konzertabend wert wäre. Dieser Extrakt eines Musiktheaters mit Erotik und Tod in der Thematik und dem spannungsreichen Ausschöpfen der Stimmumfänge erfuhr durch Monteverdis „Zefiro torna“ eine Abrundung und durch Lucia Ronchettis „Blumenstudien“, die Bilder des Wachstums suggerieren, eine ideale Rückführung in Richtung Gegenwart, bei der wir in wenigen Tagen bei „Wind“ gewiss sind.

Oper „Wind“ von Alexander Moosbrugger, Werkstattbühne beim Festspielhaus, 19., 20.und 21. August, 20 Uhr