Auch im neuen Format überzeugend

Kultur / 10.09.2021 • 08:00 Uhr
Quarta überzeugte mit mitreißend jungem Charme. Zudem sorgte „Das Kollektiv“ für virtuose Tango-Momente. <span class="copyright">JU</span>
Quarta überzeugte mit mitreißend jungem Charme. Zudem sorgte „Das Kollektiv“ für virtuose Tango-Momente. JU

Begeisterung um Quarta in kleinerer Besetzung und “Das Kollektiv”.

SCHWARZENBERG So schnell lässt sich ein Christoph Eberle von Corona nicht den Spaß verderben. Zu viel ist ihm in seinem Musikerleben schon begegnet, als dass er auch angesichts der vielen Absagen und Umbesetzungen keinen Ausweg aus seinem nun zum zweiten Mal verschobenen, groß besetzten Mahler-Schubert-Projekt mit seiner Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie wüsste. Das neue Format einer gut 30-köpfigen Besetzung, mit der er nun antrat, hatte solche Qualität und dazu mitreißend jungen Charme, dass so etwas wie Enttäuschung gar nicht aufkommen konnte. Zudem sorgte das heimische Duo „Das Kollektiv“, das man erstmals ins Boot geholt hat, für virtuose Tango-Momente, das von der iranischen Künstlerin Aseman Beigi gestaltete Abendprogramm war dazu das Tüpfelchen auf dem i.

Mit dem Programmmotto „Quarta zwischen Astor und Igor“ ist auch die Klammer gegeben zwischen zwei ziemlich verschiedenen Konzerthälften, in denen man sich von den bisherigen rein klassisch-romantischen Klängen abwendet und das Publikum mit der Musik von Meistern des 20. Jahrhunderts, wie Astor Piazzolla und Igor Strawinsky, konfrontiert. Das ist zu Beginn die reizende Suite aus dem Ballett „Pulcinella“, in welcher der Russe Strawinsky Tänze des Barockkomponisten Pergolesi im alten Stil verarbeitet hat. Nicht ohne den Musikern in frechen Harmonien, raschen Wechseln in Rhythmus und Tempo einiges aufzubürden, was höchste Konzentration erfordert, oder sie auch in Solostellen wie einem Streichquartett auf die Probe zu stellen. Und da zeigt sich nun, dass die Quarta unter Eberles Erfahrung bombensicher mit solchen Anforderungen umzugehen weiß, duftig kammermusikalisch im Klang, blitzsauber in der Intonation, präzise im Zusammenspiel. Daran hat auch ein Generationenwechsel nichts verändert. Während Ältere ins Studium abwanderten, sind Jüngere nachgekommen, ohne dass das gewachsene Fundament durch die verbliebenen semiprofessionellen Musiker wie Konzertmeisterin Valerie Ettenauer, Johanna Bilgeri, Fagott, Zuko Samela, Viola, Benedikt Bär, Trompete, oder die Eberle-Kinder, gelitten hätte.

Nach diesem Pflichtteil kommt die unterhaltsame Kür für die Zuhörer, das junge Orchester und Eberle, der seine Musiker auch in diesem stark rhythmisch betonten Zusammenspiel mit dem Duo „Das Kollektiv“ als hervorragende Solisten sicher durch den Abend führt. Der kolumbianische Flötist Juan Carlos Diaz Bueno und der Lustenauer Akkordeonist Raphael Brunner taten sich während ihres Studiums am Konservatorium Feldkirch zusammen und erarbeiteten sich als Duo vor allem im Bereich des Tango Nuevo von Astor Piazzolla höchste Kompetenz in sinnlichem Ausdruck, Farbreichtum und atemberaubender Virtuosität. Mehr als das, steuerten sie für dieses Konzert als Uraufführungen drei interessante eigene Kompositionen aus dem Tangobereich bei. Zwei stammen vom Flötisten, eine vom Akkordeonisten, wobei Bueno für alle drei maßgeschneiderte Arrangements für die Begleitung geschrieben hat, in denen das Orchester nicht bloß einen Streicherteppich liefert, sondern mit kompakten Bläsereinwürfen auch wirklich etwas zu sagen hat. Sein Stück „Das gibt es“ will Bueno mit einem Seitenhieb in reichlich dissonanten Stellen auf die derzeitige politische Situation im Land bezogen wissen. Auch wenn sich für manchen Zuhörer bei allem Können des Duos irgendwann die stereotypen Mittel der Tangoseligkeit erschöpfen, gibt es nach fünf Tangos mit Piazzollas Hit „Libertango“ samt Standing Ovations noch einen sechsten als Zugabe. Fritz Jurmann

Weitere Quarta-Konzerte: 11. September 19.30 Uhr, Sonnenbergsaal Nüziders; 12. 9., 18 Uhr, Kulturbühne AmBach, Götzis