Was man in der Landwirtschaftsschule alles lernen kann

Fantastisches Konzert der Quarta 4 Ländler Jugendphilharmonie im Bregenzer Festspielhaus.
Bregenz Seit dem 27. August haben sie fünf Tage lang in der Landwirtschaftsschule Hohenems geprobt und sind dann auf Tournee gegangen, die 67 jungen Musikerinnen und Musiker der Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie. Am Sonntag ging im gut besuchten Festspielhaus in Bregenz ihr umjubeltes Abschlusskonzert über die Bühne, nach Stationen in Schwarzenberg, St. Gallen, Wangen und Feldkirch. Was der Dirigent Christoph Eberle mit diesem Vierländerprojekt in der Bodenseeregion auf die Beine gestellt hat, bietet nun schon seit neun Jahren Jugendlichen zwischen 14 und 25 die Gelegenheit, Erfahrungen im Orchesterspiel zu sammeln. Heuer waren wieder 30 neue Mitglieder dabei – und wie das Ergebnis dieser intensiven Probenarbeit klingt, darüber kann man nur staunen.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Diesmal war “Vielfalt und Farbigkeit” das Motto, das drei bekannte Werke der romantischen Orchesterliteratur miteinander verband, wie Eberle in seiner Begrüßung ausführte. Schon die wuchtigen Blechakkorde zu Beginn von Verdis Ouvertüre zu “La forza del destino” ließen aufhorchen, die unruhig pulsierenden Geigen setzten den Gegenpol, die Holzbläser schwelgten in Melodien, alles klang höchst präzise und wie aus einem Guss.
Eberle dirigierte alles auswendig, temperamentvoll und mit Sorgfalt für die Details, das Orchester folgte auf den Punkt, sodass eine mitreißende, plastische Interpretation gelang. Hätten die Jugendlichen hinter einem Vorhang gespielt, hätte man geglaubt, hier ein erprobtes Profiorchester vor sich zu haben, allerdings mit ungewöhnlich viel Schwung.

Ganz andere Anforderungen stellte das Cellokonzert Nr. 1 in a-Moll von Camille Saint-Saëns: Hier waren flimmernde Hintergrundklänge beim Orchester und absolute Präzision bei der feinen Verzahnung im Zusammenspiel mit dem Solocello gefordert. Als Solistin trat die erst 23-jährige Katalanin Mar Gimferrer auf, die nach Lehrjahren in Barcelona und am Vorarlberger Landeskonservatorium nun in Zürich studiert. Sie spielte mit geschlossenen Augen, wie entrückt und ganz in ihrer Klangwelt versunken, mit elegantem, schlankem Ton und reifer, expressiver Gestaltung; die technischen Tücken meisterte sie ganz selbstverständlich. Als Zugabe spielte sie, begleitet von der Cellogruppe und geradezu schmerzhaft schön, Pablo Casals’ “Lied der Vögel”.
Hochemotionales Werk
Zum Höhepunkt wurde nach der Pause Tschaikowskis Fünfte Symphonie in e-Moll: Mit der Wahl dieses hochemotionalen Werkes bot Eberle den jungen Musikerinnen und Musikern nicht nur die Gelegenheit, ihr hohes technisches Können unter Beweis zu stellen, sondern auch ihre intensive Leidenschaftlichkeit. Vom melancholischen Beginn an steigerte sich das Orchester immer mehr bis zu einem völlig befreiten gemeinsamen Musizieren.
Nun klang “Quarta4” wirklich wie ein einziger, gemeinsamer Klangkörper, mit satten, dann wieder fingerfertig flinken Streichern, souveränem Blech, klangschönem Holz und der präzisen und schlagkräftigen Pauke (Lienne Gmeiner). Von den Solobläsern sei stellvertretend nur die Hornistin Franziska Bär genannt, die ihr Solo im zweiten Satz einfach traumhaft blies. Eberle mit seinem genauen, zuverlässigen und hochmusikalischen Dirigat holte alles aus den Jugendlichen heraus – und sie gaben auch alles. Das Publikum erklatschte sich in teils stehenden Ovationen den Walzer des 3. Satzes nochmals als Zugabe. Ulrike Längle
