Bilder beweisen nichts mehr

Kultur / 26.09.2021 • 22:41 Uhr
Bond oder Sean Connery oder keiner von beiden: Professor Lambert Wiesing beim Philosophicum in Lech. philosophicum/Kuzmanovic
Bond oder Sean Connery oder keiner von beiden: Professor Lambert Wiesing beim Philosophicum in Lech. philosophicum/Kuzmanovic

Stärkung der Medienkompetenz ist unerlässlich, auch Philosophen plädieren dafür.

Lech Dass sich bei Tagungen mit hochkomplexen Fragestellungen wie dem Philosophicum Lech für jedermann Tipps für die Alltagsbewältigung ableiten lassen, zeigt sich immer wieder. Auch dann, wenn unter dem Titel „Als ob“, so wie heuer, die Fiktion das Thema ist. Bilder beweisen im Grunde nichts mehr, hielt Lambert Wiesing, Professor für Philosophie mit Schwerpunkt Bildtheorie und Phänomenologie an der Universität Jena, fest. Ein digital hergestelltes Motiv sei niemals als Fotografie zu bezeichnen, auch wenn das geschieht, die fiktionale Fotografie ist als Begriff ebenso unbrauchbar und die Realität kann eine immer nur einen Ausschnitt zeigende Fotografie auch dann nicht wiedergeben, wenn es die Person, die auf einem Bild zu sehen ist, gibt und wenn sie namentlich angeführt ist. In seinen von Humor durchwachsenen Ausführungen erwähnte er auch, dass Menschen offenbar kein Problem damit haben, eine Fotografie von Sean Connery aus dem Jahr 1963 mit „James Bond im Film ,Liebesgrüße aus Moskau‘“ zu untertiteln. Sei die Aufforderung auch noch so alt und ihm spätestens seit dem Abitur bekannt, so bleibt die Stärkung der eigenen Medienkompetenz die einzige Möglichkeit, sich vor Manipulation zu schützen.

Auch Andreas Urs Sommer, Professor für Kulturphilosophie in Freiburg, nimmt die Menschen in die Pflicht. Die direkt-partizipatorische Demokratie sei eine Selbstbefragungsdemokratie. Man müsse immer wieder herausfinden, wofür man stehen will. Dieses Training beginne am besten schon in der Sozialisierung, das heißt, in der Schule und in Vorschuleinrichtungen.

Tractatus für Christoph Möllers

Zu den vielen Lesetipps zählt „Freiheitsgrade. Elemente einer liberalen politischen Mechanik“ von Christoph Möllers, Professor für Rechtsphilosophie in Berlin. Für das Buch wurde er mit dem beim Philosophicum vergebenen Tractatus-Preis ausgezeichnet. Er selbst bezeichnet sein Buch, das zur Hinterfragung der eigenen Position auffordert, als einen „politischen Reiseführer, der ein liberales Orientierungsmuster entwirft“. VN-cd

Das nächste und somit das 25. Philosophium findet zum Thema “Der Hass. Anatomie eines elementaren Gefühls” vom 20. bis 25. September 2022 in Lech statt.