Sofort auf hohem Level – Fotokünstlerinnen mit der Polaroid-Kamera

Kultur / 30.09.2021 • 22:15 Uhr
Sofort auf hohem Level - Fotokünstlerinnen mit der Polaroid-Kamera
Arbeit von Ann Lovett im Flatz Museum. Stiplovsek

Flatz Museum verdeutlicht die Qualität der Arbeiten von Fotokünstlerinnen.

Dornbirn  Man darf sich beim Begriff Polaroid nicht nur die handlichen Geräte vorstellen, die vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren in unseren Breiten gerne verwendet wurden, weil man sich damit das Entwicklungsprozedere eines Films ersparte. Die Geräte, mit denen Künstlerinnen und Künstler arbeiteten, um Fotos im Format von rund 50 Mal 60 Zentimetern zu schaffen, waren um einiges voluminöser.

Arbeiten von Marsha Burns. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Arbeiten von Marsha Burns. Stiplovsek

Der Effekt war freilich derselbe, das Motiv wurde fixiert und das Bild war sofort da. Vor allem Künstlerinnen haben sich gerne darauf eingelassen. Das Verfahren bot ihnen die Möglichkeit, in die vor einigen Jahrzehnten noch überwiegend von Männern besetzten Bereiche vorzudringen. Ein weiterer Grund mag aus heutiger Sicht auch die Experimentierfreude gewesen sein, die die Polaroid-Arbeiten auszeichnen. 

„Jede Aufnahme ist ein Unikat. Das macht bis heute die Faszination von Polaroids aus.“

Gerald Matt, Kurator

Unter dem Titel “Lady Polaroid” präsentiert das Flatz Museum nun bis 22. Jänner eine Auswahl von Arbeiten aus der Kollektion des Wiener Fotosammlers Peter Coeln. Sie erinnern auf den ersten Blick an die Pioniere der Fotografie und machen beim näheren Hinsehen deutlich, dass mit hoher Präzision und dem Ausschöpfen der Möglichkeiten Fotokunst von hoher Qualität geschaffen werden konnte.

Arbeiten von Vicki Lee Ragan. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Arbeiten von Vicki Lee Ragan. Stiplovsek

Ann Lovett (geb. 1953) verwendet die Technik, um collageartig das Frauenbild in omnipräsenten Motiven zu hinterfragen, bei Sally Mann (geb. 1951) ist es gar ein Malen mit der Kamera. Marsha Burns (geb. 1945) bringt mit der Beschäftigung mit dem weiblichen Körper ein starkes Selbstbewusstsein zum Ausdruck, bei Ellen Carey (geb. 1952) überwiegen spielerische Momente und auch bei Barbara Kasten (geb. 1936) wird die Kamera zum Utensil, mit dem sie geometrisch-abstrakte Arbeiten schafft.

Ort der Fotografie

Seit einigen Jahren sind die Sonderausstellungen im Flatz Museum der Fotografie gewidmet. Im Hinblick auf die österreichische Museumslandschaft ist dies eine kulturpolitisch wichtige Entscheidung. Konzepte wonach die Fotografie im Westen der Republik (etwa in Salzburg) einen Ort erhalten soll, haben sich im Sand verlaufen. In Dornbirn wurde man selbst initiativ.

Selfie-Pionier Flatz

Die laufende Sonderausstellung bietet auch eine konkrete Anknüpfung an eine Werkserie des Künstlers Flatz, dem das Museum gewidmet ist. Sie ist noch weniger bekannt, weist den international tätigen Vorarlberger aber imgrunde als einen Selfie-Pionier aus. In den Jahren 1979 bis 1982 hat Flatz eine Vorläuferform der Selfies geschafften. Er hat sich mit rund 150 bekannten Künstlerinnen und Künstlern – von Andy Warhol bis Gerhard Richter und Laurie Anderson – ablichten lassen und ließ die Aufnahmen dann signieren.

Das Flatz Museum in Dornbirn ist am Freitag und Samstag sowie nach Voranmeldung und in der Langen Nacht der Museen (2. Oktober, 18 bis 01 Uhr) geöffnet.

Blick in den Ausstellungsraum im Flatz Museum in Dornbirn. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Blick in den Ausstellungsraum im Flatz Museum in Dornbirn. Stiplovsek