Der Bregenzer Kultursommer 2025 startet

Unter dem Motto „Missing Link – Verbindende Rituale“: Vom Bild zum Klang, vom Ritual zum Mahl.
Bregenz Mit der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Aderlass“ mit Werken von Hermann Nitsch und Paul Renner am Samstag, dem 12. Juli, um 18.30 Uhr im Magazin 4 beginnt in Bregenz der Kultursommer 2025. Unter dem Motto „Missing Link – Verbindende Rituale“ beschäftigt sich das weit verzweigte Kunstprojekt in diesem Jahr mit Übergängen, Schwellen und Prozessen des Wandels. Was trägt noch, was ist verloren gegangen – und welche neuen Formen des Verbindens entstehen? Der Kultursommer sucht Antworten auf diese Fragen nicht in Theorien, sondern in künstlerischen Handlungen.

Das Eröffnungsprogramm selbst gleicht einem Ritual. Es beginnt mit der bereits erwähnten Ausstellung von Nitsch und Renner, die im Zentrum des diesjährigen Programms steht. Um 19.30 Uhr folgt in der Galerie Lisi Hämmerle die Vernissage der Ausstellung „Traces of Control“ von Patricia J. Reis und Ruth Schnell. Bereits ab 13.30 Uhr lädt der Martinsturm zu einer siebenstündigen Performance von Andrea Cusumano. Unter dem Titel „Singende Gemälde“ präsentiert er eine intensive, körperlich gedachte Arbeit zwischen Klang, Malerei und Ritual. Und um 21 Uhr verdichtet sich im Erdgeschoss des Magazin 4 nochmals alles: Unter dem Titel „Aderlass Kulinarisch“ lädt Paul Renner zu einer performativen, kulinarischen Intervention, die das Thema des „Missing Link“ auf körperlich-sinnlicher Ebene erfahrbar macht.

Der Kultursommer Bregenz bringt Künstler, Kulturschaffende, Institutionen und Initiativen unter einem jährlich wechselnden Thema zusammen. In diesem Jahr sind über 30 künstlerische Positionen beteiligt, die an verschiedenen Orten in der Stadt präsentiert werden – darunter das Kunsthaus Bregenz (KUB), das vorarlberg museum, die Stadtbücherei, die Sommerausstellung der Landeshauptstadt mit Carmen Pfanner sowie erneut der Martinsturm, in dem sich Cusumanos Arbeiten entfalten.

Ausgangspunkt der Ausstellung “Aderlass” im Magazin 4 ist ein Schüttbild Nitschs aus dem Kunstbestand der Stadt – ein kuratorischer Zugriff, der bereits im Vorjahr mit einer Arbeit von Maria Lassnig überzeugte. In Zusammenarbeit mit der Nitsch Foundation wurde die Ausstellung um Filme, Fotografien und Artefakte erweitert. Die kuratorische Praxis ist alles andere als museal – sie ist lebendig, offen, raumgreifend.

Ein besonderer Fokus liegt auf dem „Theatrum Anatomicum“, einem Projekt, das Paul Renner im Jahr 2007 mit künstlerischer Entschlossenheit und radikalem Mut ins Leben rief. In einem eigens gebauten Theaterraum verband er Essen, Trinken, Performen und Musizieren zu einem rituellen Gesamtkunstwerk, das sich über sechs Tage und Nächte erstreckte. Jeden Tag wechselten Thema, Team und Ritual – vom mit Lachgas betäubten Auftakt bis hin zum finalen „Auferstehungsritual“ mit Hermann Nitsch.

„In meinem Theatrum Anatomicum sollte alles gleichzeitig geschehen“, erinnert sich Renner. „Es war ein choreografierter Raum, in dem das Theater zur Ritualarchitektur wurde.“ Fotografien und Dokumente dieses Werks sind im Magazin 4 zu sehen, begleitet von einer Videodokumentation. „Viele fragen mich: Wo ist das Theater geblieben?“, sagt Renner. „Meine Antwort: Es hat sich – wie ein gutes Ritual – wieder in Luft aufgelöst.“

Kulturstadtrat Reinhold Einwallner bringt den Kultursommer auf den Punkt: „Missing Link beschreibt jene Übergangsstimmung, die wir alle derzeit spüren. Es ist so vieles im Wandel, vieles noch ungewiss – doch genau an dieser Schnittstelle setzt unser Kulturprogramm an. Wir wollen Brücken schlagen zwischen dem Alten und dem Neuen, zwischen Ritual und Aufbruch, zwischen Orientierung und Irritation. Kultur kann in solchen Zeiten nicht nur Halt geben, sondern auch neue Perspektiven eröffnen. Und beides brauchen wir – heute mehr denn je.“
Kultursommer 25
Künstler:
Paul Renner, Carmen Pfanner, Andrea Cusumano, Patricia J. Reis, Ruth Schnell, Bernd Oppl, Roland Adlassnig, Amrei Wittwer, d’Ann de Simone, Marxx Bosch, Bildstein | Glatz, Sabeth Holland, Mang*Lunardi, Jana Scherer, André Pilz, Hannes Klocker & Si.Si. Klocker, Marco Bruckner, Dominik Buder, Małgorzata Mirga & Telé Čerhenia Jekh, Michael Armitage, Maria Lassnig, Cheleng van Rampelberg, Deane.one, Nicole Weniger, Ursula Sabatin, Christa Engstler, Dorothea Rosenstock, Ursula Hillbrand, Astrid Hladik, Robert Polak, Tatiana Nigsch, Bardh-i Rafet Jonuzi-t.
Bregenzer Institutionen:
Martinsturm, Galerie Lisi Hämmerle, Bildraum Bodensee, K12 Galerie, vorarlberg museum, Galerie 9und20, Stadtbücherei Bregenz, Kunsthaus Bregenz, Bregenzer Salon, Filmforum Bregenz, Hotel Honolulu, Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung, WGN (Wagen.Projects)
Programm der Eröffnung:
18.30 Uhr Magazin 4
Feierliche Eröffnung der Ausstellung „Aderlass“ von Hermann Nitsch & Paul Renner.
19.30 Uhr Galerie Lisi Hämmerle
Eröffnung »Traces Of Control« von Patricia J. Reis und Ruth Schnell
13.30–20.30 Uhr Martinsturm:
Eine Sieben-Stunden-Performance: Andrea Cusumano – Performance »Singende Gemälde«
21 Uhr Magazin 4, EG:
„Aderlass Kulinarisch“: Paul Renner wartet mit einer künstlerisch performativen, kulinarischen Intervention auf und lässt uns das Thema „Ritual und Missing Link“ auf körperlich-sinnlicher Ebene erfahrbar machen.
Am Eröffnungsabend sind folgende Positionen geöffnet:
Magazin 4, 2. OG
Magazin 4, EG
Galerie Lisi Hämmerle
Galerie 9und20
Galerie K12
Bildraum Bodensee
WGN @EG
Martinsturm