Christa Dietrich

Kommentar

Christa Dietrich

Teures Strategiepapier – und jetzt?

Kultur / 07.10.2021 • 22:15 Uhr

Kulturstrategien zu verschriftlichen oder Leitbilder zu verfassen, ist in letzter Zeit auch etwas in Mode gekommen. In Vorarlberg haben die Städte Dornbirn und Bregenz etwa ein solches vorgelegt und auch in Bludenz geht man beim Ermöglichen von Kunst und Kultur strukturierter vor als auch schon. Die Gültigkeitsdauer solcher Papiere hängt auch von der Stabilität der Teams ab, die im Kulturbereich Entscheidungen treffen. Zumindest ist das in den Städten und Gemeinden mitunter so, beim Land sollte dies keine Rolle spielen.

Mit relativ großem Aufwand, auch in partizipatorischer Hinsicht, wurde in den Jahren 2015 und 2016 von einem Expertenteam ein Papier bzw. Arbeitsprogramm entwickelt, das bei Förderungen oder Schwerpunktsetzungen Anwendung finden sollte. Die Relevanz der Strategie nach über fünf Jahren zu überprüfen, mag angebracht sein. Einzelne Punkte ad acta zu legen, weil sie als zu unbequem, zu unpopulär erscheinen, oder zu viel Reibung verursachen, bedarf allerdings der Diskussion. Es steht außer Frage, dass es in Vorarlberg ein großes Angebot auf dem Konzertsektor gibt, hier ließe sich bestenfalls unter dem Stichwort Diversität noch etwas hinzufügen.

Bei der bildenden Kunst sieht die Sache anders aus, eine Landesgalerie oder wie immer man eine Plattform für qualitätsvolles, regionales Kunstschaffen nennen will, gibt es nach wie vor nicht. Ein Literaturhaus ist im Aufbau und bei den Themenmuseen – Stichwort: Industrie – sind noch einige Bereiche unbesetzt.

Angesichts der noch nicht überstandenen Pandemie, in der wir alle erstmals in unserem Leben mit geschlossenen Einrichtungen, über Monate mit Veranstaltungsverboten sowie mitunter kompletten Einnahmen- oder Einkommensausfällen konfrontiert waren, ist es schwierig über Entwicklungspotenziale zu sprechen. Angebracht ist es dennoch.

Wer die Budgetentwicklung der Vorarlberger Kulturhäuser anschaut, sieht, dass die Mittel für das Vorarlberg Museum vor knapp zehn Jahren sprunghaft in die Höhe geschossen sind. Klar, damals erfolgte der Ausbau des Hauses. Obwohl sich die Ausstellungsflächen dabei nicht erhöht haben, hat man mit der Pflege der Sammlungen des Landes immer ein Argument parat. Das ist auch gut so. Als das privatwirtschaftlich geführte Theater für Vorarlberg ein Landestheater wurde, musste allen klar sein, dass das viel Geld kostet. Alles andere wäre naiv bzw. unprofessionell. Man vereinbarte einen Stufenplan, der vor einigen Jahren gestoppt wurde. Das sind Faktoren, über die zu sprechen ist. Dass das dichtbesiedelte Rheintal mittlerweile einer Stadt von 300.000 Einwohnern entspricht, öffnet dabei durchaus Vergleichsmöglichkeiten mit Berufstheatern in anderen Bundesländern.

„Die Relevanz der Strategie nach über fünf Jahren zu überprüfen, mag angebracht sein. Einzelne Punkte ad acta zu legen, weil sie als zu unbequem, zu unpopulär erscheinen, oder zu viel Reibung verursachen, bedarf allerdings der Diskussion.“

Christa Dietrich

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