Ein Überlebender erzählt

Kultur / 08.10.2021 • 22:34 Uhr
Der Film „Marko Feingold – Ein jüdisches Leben“ zeichnet das Porträt eines besonderen Menschen.Filmverleih
Der Film „Marko Feingold – Ein jüdisches Leben“ zeichnet das Porträt eines besonderen Menschen.Filmverleih

Welchen wertvollen Beitrag Zeitzeugen leisten, wird mit einem Film über Marko Feingold gezeigt.

Hohenems Er war einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust und steht im Mittelpunkt des Dokumentarfilms „Marko Feingold – Ein jüdisches Leben“. Der 114-minütige Streifen ist mehr als nur ein eindrückliches Zeitdokument, er ist auch das Porträt eines besonderen Menschen.

Marko Feingold wurde 1913 geboren und wuchs in der Wiener Leopoldstadt auf. Nach seiner kaufmännischen Lehre war er mit seinem Bruder als Vertreter in Italien unterwegs. Im Jahr 1938 änderte sich sein Leben schlagartig, kurz nach dem Anschluss Österreichs wurde er verhaftet. Feingold überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald, wo er bis zu seiner Befreiung 1945 interniert war. Eine Rückkehr in seine Heimatstadt Wien wurde ihm und anderen Häftlingen verwehrt und so strandete er in Salzburg. Dort wurde er Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde und war von 1946 bis 1947 Präsident der wiedererrichteten Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg. Damals engagierte sich Feingold als Fluchthelfer für Zehntausende ehemalige KZ-Gefangene, die er dabei unterstützte von Österreich über die Alpen nach Italien und weiter nach Palästina zu gelangen.

Massive Widerstände

„Die Zeit nach dem Krieg war ein wichtiger Abschnitt. Er hat in Salzburg eine Versorgungstelle für KZ-Entlassene geleitet. Dort wurde er zur Anlaufstelle für zahllose Flüchtlinge,“ betont Regisseur Florian Weigensamer, der mit Christian Krönes, Roland Schrotthofer und Christian Kermer das Regieteam bildet. Feingold war ein willensstarker Kämpfer, trotz massiver Widerstände durch die Behörden und die lokale Bevölkerung eröffnete er mit einem Geschäftspartner ein Modefachgeschäft. Nach seiner Pensionierung 1979 wurde er erneut Präsident der Kultusgemeinde, diese Funktion übte er bis zu seinem Tod im Jahr 2019 aus.

Im Anschluss an die Vorführung des Films am 12. Oktober im Salomon-Sulzer-Saal in Hohenems findet ein Podiumsgespräch mit seiner Ehefrau Hanna Feingold und dem Direktor des Jüdischen Museums, Hanno Loewy statt. Am 22. und 28. Oktober wird das sehenswerte Werk am Spielboden Dornbirn gezeigt. „Die Bilder, die Filme, die überzeugenden Aussagen von Menschen, müssen heute der neuen Generation nähergebracht werden. Denn wir neigen leider allzu schnell dazu, es wegzuschieben, es zu vergessen“, so Marko Feingold.

Weitere Produktionen

„Marko Feingold – Ein Jüdisches Leben“ bildet das Nachfolgewerk des international viel diskutierten Streifens „Ein Deutsches Leben“ über Brunhilde Pomsel. Die Protagonistin war die Sekretärin von Propagandaminister Joseph Goebbels. Mit ihrer Filmreihe möchten die Regisseure den Nationalsozialismus aus verschiedenen Perspektiven aufgreifen. In weiteren geplanten Produktionen soll diese Epoche aus Sicht eines Kindes, eines Widerstandskämpfers und eines Täters dokumentiert werden.

„Denn wir neigen leider allzu schnell dazu, es wegzuschieben, es zu vergessen.“

Aufführung des Films „Marko Feingold – Ein jüdisches Leben“ findet am 12. Oktober,18 Uhr, im Salomon-Sulzer-Saal in Hohenems. Anschließend: Diskussion.