Bildhauer Herbert Albrecht gestorben: Sein Werk dokumentiert den Mut und die Aufbruchstimmung

Der Vorarlberger Bildhauer zählt zu den renommiertesten Künstlern des Landes.
wolfurt „Der Stein zwingt zur Haltung und widersetzt sich durch seine Härte der Schnelllebigkeit unserer Zeit und damit dem Zeitgeist“, sagte Herbert Albrecht einmal. Einer der renommiertesten Künstler Vorarlbergs ist am Wochenende im 95. Lebensjahr verstorben. „Mit seinem Tod nehmen wir Abschied von einem besonderen Menschen und herausragenden Künstler. Er war einer der wichtigsten Bildhauer in Österreich nach 1945“, würdigte ihn der aus Vorarlberg stammende Kunsthistoriker Tobias G. Natter. Dieser war mehrere Jahre Direktor des Vorarlberg Museum, dessen Geschicke und dessen Neuausrichtung Herbert Albrecht stets mit großem Interesse verfolgt hat.

Fassadenplastik an der Klosterkirche Mehrerau von Herbert Albrecht. Klapper
Zu den bedeutendsten Arbeiten Albrechts zählt die Portalplastik an der Mehrerauer Klosterkirche. Diese wurde vom Architekten Hans Purin in den frühen 1960er-Jahren neugestaltet. Aus Albrechts Arbeit spreche heute noch der Mut und die Aufbruchstimmung der 1960er-Jahre in Gesellschaft, Kirche und Architektur.

Der Bildhauer bei der Arbeit in den 1970er-Jahren. Klapper
Herbert Albrecht wurde im Februar 1927 in Au geboren. Er besuchte die Bildhauerklasse von Hans Pontiller in Innsbruck und studierte später bei Franz Santifaller, Herbert Boeckl und Fritz Wotruba in Wien. Zentrales Thema in seinem gesamten Schaffen, für das er mehrfach – unter anderem mit dem Internationalen Kunstpreis des Landes Vorarlberg – ausgezeichnet wurde, ist der Mensch. Als das Kunsthistorische Museum (KHM) in Wien für vier Jahre eine Ausstellung mit Arbeiten von Herbert Albrecht ausrichtete, erzählte er von seiner Faszination für antike Skulpturen, mit denen er sich als Student intensiv auseinandersetzte. Dazu habe er mehr oder weniger die gesamte Freizeit im KHM verbracht: „Die Einfachheit, die Strenge der Umsetzung, die unglaublichen Formfindungen und das Archaische der antiken Skulpturen haben mich immer sehr berührt.“ Zum Stein, den Albrecht in all seinen Ausformungen und Härten liebte, der seinem Schaffen die charakteristische physische Präsenz verleiht, kehrte er nach Ausflügen zur Bronze immer wieder zurück.

Noch weniger als von den klassischen Bildhauermaterialien ließ Herbert Albrecht vom Menschenbild ab. „Hockend, schreitend, stehend, sitzend, liegend, quer wie eine Körperlandschaft aus kompakten steinernen Volumina im Raum ausgebreitet, als Wächterfigur aufragend oder tektonisch ausgerichtet, bleibt der Mensch für den Bildhauer über die Jahrzehnte das Maß aller Dinge“, schrieb Ariane Grabher in den VN über ihn. Lediglich die idealisierende Darstellung des Menschen habe ausgedient, weswegen seine Menschenbilder in der Reduktion zu Symbolen ihrer selbst werden.
Erst vor einem Jahr wurde in Wolfurt, dem Wohn- und Atelierort von Herbert Albrecht, eine Bronzeplastik, der „Doppelkopf“, aufgestellt. Arbeiten in Stein sind in Vorarlberg und außerhalb des Landes vor mehreren öffentlichen Gebäuden zu erkunden. Sie dokumentieren die Bedeutung des Künstlers, seinen zentralen Ausdruckswillen und bieten Auseinandersetzung mit der Bildhauerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Österreich, in der Herbert Albrecht eine wesentliche Rolle bleibt.