Starke Töne statt Tore

Kultur / 03.11.2021 • 18:50 Uhr
Musiker Reinhard Franz, Monika Steurer von der Bildungsdirektion des Landes, Chorverbandsobmann Axel Girardelli (vorne) sowie Michel Haller von der Wirtschaftskammer und Chorleiter Oskar Egle beim Gespräch in der VN-Redaktion. VN/Paulitsch
Musiker Reinhard Franz, Monika Steurer von der Bildungsdirektion des Landes, Chorverbandsobmann Axel Girardelli (vorne) sowie Michel Haller von der Wirtschaftskammer und Chorleiter Oskar Egle beim Gespräch in der VN-Redaktion. VN/Paulitsch

Jungen Sängerinnen und Sängern gehört am 2. Juli die gesamte Cashpoint Arena.

Schwarzach, altach Nachdem was Schülerinnen und Schüler in den letzten Monaten mitgemacht haben, nach Homeschooling, Kommunikation über digitale Kanäle und Verboten, die so weit reichten, dass sogar jegliches befreiendes Singen untersagt war, sobald es in Gruppen stattfinden sollte, ist zum Ausgleich wohl keine Aktion zu groß. So sieht man das beim Vorarlberger Chorverband, in vielen Schulen und in der Bildungsdirektion des Landes. Axel Girardelli, Obmann des Chorverbandes und Oskar Egle, der Vorsitzende des Musikbeirates und weit über die Grenzen bekannte Musikpädagoge, haben dies wörtlich genommen und arbeiten an der Planung eines Auftritts mit dem größten Vorarlberger Kinderchor am 2. Juli nächsten Jahres in der bis zu 8.500 Zuschauern fassenden Cashpoint Arena in Altach.

Beim Besuch in der VN-Redaktion spricht Monika Steurer von der Bildungsdirektion des Landes, die die Aktion unterstützt, gleich einen positiven Nebeneffekt an: Beim sorgfältig vorbereiteten Auftritt können auch Kinder und Jugendliche, die sich bislang noch nicht in einem der vielen Chöre engagieren, erfahren, dass Singen schlicht und einfach cool ist.

Niederschwellig und anspruchsvoll

Das Erleben dieses positiven Effektes ist nicht dem Zufall überlassen, die beiden Chorexperten Girardelli und Egle haben mit dem bekannten Musiker und Komponisten Reinhard Franz bereits ein Programm zusammengestellt und ein Liederbuch erarbeitet, das, wie Oskar Egle es formuliert, „niederschwellig“ ausgerichtet ist, aber durchaus auch Herausforderndes enthält. So soll beispielsweise auch das berühmte „Coro a bocco chiusa“ aus der Puccini-Oper „Madama Butterfly“ gesummt werden. Ein musikalischer Gruß an die Bregenzer Festspiele, die das Werk im kommenden Sommer erstmals auf der Seebühne realisieren oder – besser ausgedrückt – Kinder und Jugendliche sind mit der Wiedergabe dieses Hits noch vor den Künstlerinnen und Künstlern dran. Selbstverständlich wurde das Werk für die Cashpoint Arena einer Bearbeitung unterzogen. Reinhard Franz und Oskar Egle haben sich diesbezüglich bei allen sechzehn Beiträgen ins Zeug gelegt. Damit die Lehrerinnen und Lehrer oder auch die Eltern gleich Bescheid wissen, steht bei jedem Programmpunkt, ob er „leicht“, „nicht sooo leicht“ oder in der Tat „nicht leicht“ zu erarbeiten ist. Die Nummern haben es in sich, ein, zwei Volkslieder sowie traditionelle Kinderlieder sind dabei, Spirituals kommen bei den Jungen immer gut an, daneben schürften die Veranstalter aber im Pop-Bereich und blickten selbstverständlich auch weit über die Grenzen bis nach Afrika. Wer einmal Auftritte des international preisgekrönten Landesjugendchores erlebt hat, der weiß, dass unter der Leitung von Oskar Egle nicht nur gesungen, sondern auch agiert wird. Das wird auch hier der Fall sein.

Ein eigener Sound

Gut 1500 Kinder und Jugendliche sollen mitmachen, gerne dürfen es auch ein paar hundert Stimmen mehr sein, lautet die ambitionierte Ansage. Axel Girardelli führt ins Treffen, dass über die Musikmittelschulen rund 300 bis 400 junge Sängerinnen und Sänger mit einiger Chorerfahrung teilnehmen, die engagiert dazu beitragen, dass sich jener „eigene Sound“ einstellt, den sich Reinhard Franz wünscht. In diesem Zusammenhang darf auch noch einmal an das jüngste Engagement von Musikmittelschülerinnen und -schülern in Dornbirn erinnert werden. Um nach dem Corona-Schuljahr heuer dennoch die Musicalproduktion „Das wilde Pack“ auf die Beine zu stellen (die VN berichteten), musste jede Möglichkeit für Proben genutzt werden. Nachdem das Singen im Freien im Frühjahr endlich wieder erlaubt war, ließ man sich auch nicht von einer relativ kühlen Witterung abhalten.

Für die professionelle Organisation bürgt der Chorverband mit seinen Experten und nicht zuletzt wurde auch die Finanzierung geplant. Hier engagiert sich auch die Wirtschaftskammer, wie Bereichsleiter Michel Haller, der auch selbst von einem musikalischen Umfeld geprägt ist, im Gespräch mit den VN versichert.

Liederheft ist ausgearbeitet

Als ersten Schritt erhalten Lehrerinnen und Lehrer das erwähnte, bestens ausgearbeitete Liederheft, mit dem sich der Chorverband auch in Sachen Fortbildung profilierte. Im Laufe des Novembers sollten die Anmeldungen erfolgen, im Frühjahr wird geprobt und am 2. Juli treffen sich dann alle in der Cashpoint Arena, wo es einen Tag lang einmal nicht um die Tore, sondern um Töne geht, die um 18 Uhr dann auch Tausende Zuhörer erfreuen sollen.

„Die Lieder sind so arrangiert, dass es uns gelingt, einen eigenen Sound zu entwickeln.“

Starke Töne statt Tore