Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Woche des Erinnerns

Kultur / 12.11.2021 • 20:45 Uhr

Hinter uns liegt eine Woche des Erinnern, des Gedenkens und auch des Bedenkens. Das offensichtlichste, das größte und wohl auch wichtigste Mahnmal Österreichs wurde in Wien eröffnet. Zum Jahrestag der Reichskristallnacht 1938 wurde am Ostarrichipark die Namensmauer für die während der nationalsozialistischen Herrschaft getöteten jüdischen Kinder, Frauen und Männer eröffnet. Auf 160 Steinplatten sind die Namen von 64.440 ermordeten Menschen eingemeißelt. Die Steine sind wie eine Mauer aufgebaut. Und jeder Name, der sich auf diesen Steinen findet, ist ein eigenes, tragisches Schicksal, ein gequälter, verfolgter, seiner Identität beraubter und unter besonders üblen Umständen umgebrachter Mensch. Jeder Name verdient Beachtung, und jeder, dem das Schicksal der österreichischen Juden nicht gleichgültig ist, sollte irgendwann einmal dieses Mahnmal besuchen und sich seiner traurigen Notwendigkeit besinnen.

Die Juden, die auf dieser Mauer genannt sind, lebten in ganz Österreich, am meisten natürlich in Wien. Aber auch in den anderen Bundesländern, auch in Vorarlberg gab es Menschen, die der tödlichen Maschinerie der Nazis zum Opfer gefallen sind. Da waren natürlich auch die Tausenden, in den Krieg getriebene Männer, die nie mehr oder nur als Krüppel an Leib oder auch Seele zurückgekommen sind. Es gab jene, die dieser gott- und menschenverachtenden Ideologie entfliehen wollten und dann durch Unrechtsurteile oder auf der Flucht erschossen wurden. Es gab jene, deren Leben als „unwert“ betrachtet wurde und die deshalb der Euthanasie zum Opfer gefallen sind. Und nicht zuletzt gab es auch jene, die sich im Widerstand auflehnten, die etwas unternahmen, um diesem unendlichen Schrecken ein Ende zu bereiten – und die das mit ihrem Leben bezahlen mussten. Das Denkmal am Bregenzer Sparkassenplatz erinnert an diese Frauen und Männer – wie noch viele andere Erinnerungsmale im Land.

Und nun gibt es DERLA – die digitale Erinnerungslandschaft Österreich, die eben vorgestellt wurde. Unter der Seite www.erinnerungslandschaft.at findet man Erinnerungsorte und -zeichen für die Opfer sowie die Orte des Terrors des Nationalsozialismus in Österreich, ganz besonders auch für Vorarlberg. Diese „Karte des Terrors“, die im Gegensatz zu anderen Bundesländern in Vorarlberg bereits abgeschlossen ist, wurde unter wesentlicher Mitwirkung von erinnern.at verfasst.

Jeder kann sich nun zu Hause informieren, jeder Lehrer hat damit Material für die Schule und man kann sich auch ganz einfach einen „Weg der Erinnerung“ zusammenstellen. Niemand möge mehr sagen, er sei nicht informiert. Denn neben alldem, was hier aufgezählt ist, gibt es ja auch noch entsprechende Literatur zu lesen.

„Niemand möge mehr sagen, er sei nicht informiert. Denn neben alldem, was hier aufgezählt ist, gibt es ja auch noch entsprechende Literatur zu lesen.“

Walter Fink

walter.fink@vn.at

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.