Perfekt gepolstert

Kultur / 14.12.2021 • 20:19 Uhr
Sechs Ausstellungen werden hier pro Jahr realisiert.

Sechs Ausstellungen werden hier pro Jahr realisiert.

Künstler Johannes Steininger und die DWDS-Leiter bringen Glanz in die triste Hauptstadt.

Bregenz Den öffentlichen Raum bzw. Räume, die frei zugänglich sind, mit zeitgenössischer Kunst zu bespielen, ist erstens eine Herausforderung, zweitens mit Auflagen verbunden und es passiert drittens vielleicht deshalb noch zu selten. Nimmt man die Vorarlberger Landeshauptstadt als Beispiel, so entledigt sich das Kunsthaus Bregenz der Aufgabe vor allem durch die Auswahl von Werken für die Billboards an der Bahnhofstraße, das Vorarlberg Museum stellt hie und da etwas vor die Tür und das Magazin 4 kommt gerade erst wieder in die Gänge. Private Galeristen, deren Funktion in der Kunstvermittlung immer noch unterschätzt wird, haben hier meist nichts zu suchen, aber so wie etwa Galeristin Lisi Hämmerle die Einsehbarkeit in den Ausstellungsraum immer wieder als Chance ergreift, agieren auch Valentin Hämmerle und Jan Klammer in der Jahnstraße. Mehr noch, die Kunstbegeisterten haben schon vor einiger Zeit ein leerstehendes Ladenlokal zum Kunstort erhoben und im über zwei Fensterfronten gut überschaubaren Raum das Projekt DWDS (Die Wiedergeburt des Schaufensters) ins Leben gerufen.

Dass der Erfolg der Arbeit daran zu messen ist, ob man über die Start-Euphorie hinaus interessant bleibt, zeigt sich jetzt. Den Künstler Johannes Steininger (geb. 1977 in Linz) einzuladen, heißt nicht, auf Nummer sicher zu gehen. Als Bildhauer, Objekt- und Klangkünstler sowie als Pädagoge an Hochschulen ist er in der Kunstszene zwar hinlänglich bekannt, für das breite Publikum braucht es den Effekt, ein Faszinosum. Steininger bietet es.

Ein „Augenschmeichler“

Seit Jahren mit PVC, dem „zeitgenössischen Material“, sowie der „omnipräsenten“ Luft arbeitend, habe er sich nicht nur genau überlegt, welche Form und Größe das zentrale Objekt für Bregenz haben soll, sondern auch welche Farbe. „Ein heimeliges, wohltuendes Lichtspektrum war mir wichtig“, sagt er. Ein goldener „Augenschmeichler“ erregt nun die Aufmerksamkeit in trister Umgebung. Wer genau hinsieht, entdeckt, dass diese polsterähnliche Skulptur, die im Kontext der Ausweitung bildhauerischen Arbeitens zu lesen ist, nicht starr bleibt, sondern, dass der Aufbau mit mehreren Hautschichten eine subtile Bewegung möglich macht. In Verbindung mit den kleineren, farblich knalligen Wandarbeiten bietet Steininger eine gültige Werkschau mit Objekten, die die Wechselwirkung von Licht und Schatten, der Farben und der Dynamik im Raum erfahrbar machen. Ein Plus von DWDS hat sich während des Lockdowns gezeigt, war das Betrachten der Arbeiten doch kontaktlos und bei geschlossenen Türen möglich. 

Ausstellungen und Aufführungen dürfen nun wieder stattfinden. DWDS soll es noch lange geben, versichert Valentin Hämmerle. Das Vorhaben ist ambitioniert, pro Jahr will man sechs Projekte realisieren.

Steininger:
Steininger: “Die große Skulptur hat ein wohltuendes Lichtspektrum”.
Werke des österreichischen Künstlers Johannes Steininger sind nun in den DWDS-Räumen in Bregenz zu sehen. VN/Steurer
Werke des österreichischen Künstlers Johannes Steininger sind nun in den DWDS-Räumen in Bregenz zu sehen. VN/Steurer

Die Ausstellung von Johannes Steininger in Bregenz (DWDS, Jahnstraße 13) ist bis 27. Jänner zu sehen. Das Schaufenster bleibt bis jeweils ca. 23 Uhr beleuchtet.