Es sieht jetzt nur wie ein Schiffsbug aus

Kultur / 23.12.2021 • 21:50 Uhr
Der Seebühnenaufbau für „Madame Butterfly“ ist am Bregenzer Seeufer bereits im Gange. VN/Steurer
Der Seebühnenaufbau für „Madame Butterfly“ ist am Bregenzer Seeufer bereits im Gange. VN/Steurer

Am Bodenseeufer entsteht die Kulisse für Puccinis „Madame Butterfly“ der Bregenzer Festspiele.

Bregenz Ein Schiff auf dem Bodensee wäre grundsätzlich naheliegend. Nachdem die 1904 in Mailand uraufgeführte Oper „Madama Butterfly“ von Puccini, die bei den Bregenzer Festspielen den international leichter fassbaren Titel „Madame Butterfly“ erhält, in einer japanischen Hafenstadt spielt, wäre ein solches Bühnenbild nicht einmal störend. Doch wer beim Spaziergang am Bregenzer Seeufer angesichts des nach und nach entstehenden Bühnenskeletts einen Schiffsbug erkennen will, sollte sich nicht in die Irre führen lassen. Hier geht es erst einmal um das Innenleben eines begehbaren Bühnenbildes, das anders als beim bewegten Clownskopf für den Vorgänger auf dem See, nämlich Verdis „Rigoletto“, wieder aus einem größeren zentralen Körper besteht.

Auch Festspielsprecher Axel Renner bestätigt diese Annahme. Eine einfache Lösung wird es nicht. Wer die Festspielgebräuche in Bregenz kennt, kann aber davon ausgehen, dass zumindest ein kleines, abstrahiertes Schiff auftaucht und dass ein paar japanische Akzente im Setting vorkommen, das ohnehin noch von der Landschaft und dem Abendhimmel umrahmt wird.

Videoeffekte

Bühnenbildner ist Michael Levine. Insider wissen, dass er auch mit Videos arbeiten wird, die allerdings nicht derart massiv zum Einsatz kommen wie es bei der Oper „Carmen“ der Fall war, deren Bühnenbild nur aus zwei riesigen Händen und Spielkarten bestand, die über Videoprojektionen scheinbar in Bewegung gerieten. Regisseur Andreas Homoki erklärte, dass er die tragische Geschichte einer japanischen Geisha, die einen amerikanischen Offizier heiratet, mit Figuren erzählen will, mit denen sich das Publikum identifizieren kann. Dabei soll auch die Arroganz der Kolonialisten deutlich werden. Den VN verriet er, dass er beim Kolorit auch an ein Amerika der 1950er-Jahre denke.

Angesichts der Tatsache, dass eine Seebühnenproduktion der Bregenzer Festspiele in den jeweils zwei Spielsaisonen bis zu 400.000 Besucher anzieht und daher auch fotogen sein soll, ist die Entstehung des Bühnenaufbaues spannend. In den nächsten Monaten wird er verfolgbar sein, bis April 2022 soll das Ausmaß ersichtlich sein, im Mai ist mit der weitgehenden Fertigstellung zu rechnen.

Guter Kartenvorverkauf

Der Kartenvorverkauf für die Oper „Madame Butterfly“, die erstmals auf dem See umgesetzt wird, läuft laut Auskunft der Festspiele sehr gut. Intendantin Elisabeth Sobotka hat für 2022 ein umfangreiches Programm geplant. Insgesamt werden acht Musiktheaterproduktionen realisiert. Im Festspielhaus inszeniert Valentin Uryupin die Oper „Sibirien“ von Umberto Giordano. Dazu kommen zwei Sprechtheaterprojekte. Das Wiener Burgtheater gastiert mit Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ bereits zu Ostern in Bregenz, das Deutsche Theater Berlin kommt mit Shakespeares „Der Sturm“ im Sommer.

Zeitgleich mit dem Bühnenaufbau läuft auch die Sanierung des Festspielareals weiter, deren Planung von der Pandemie bislang nicht gestört wurde. VN-cd

Es sieht jetzt nur wie ein Schiffsbug aus

Die Bregenzer Festspiele werden am 20. Juli 2022 offiziell eröffnet. Schon zuvor stehen neben der Produktion des Burgtheaters bereits weitere Projekte auf dem Programm.