Ein aufmüpfiger Zisterziensermönch

Der Abt von Salem
Birgit Rückert
Verlag Gmeiner
411 Seiten
Birgit Rückert führt Salem-Krimiserie fort, blickt aber nicht nur zurück.
Roman Soeben erschienen ist Birgit Rückerts drittes Buch um Johannes Scharpfer, Zisterziensermönch in Salem. Wie schon auf dem Cover steht, ist „Der Abt von Salem“ wieder ein historischer Kriminalroman.
Bevor Johannes 1494 zum Abt eines der bedeutendsten Klöster in Süddeutschland gewählt wird, hat er im Zusammenhang mit der Generalversammlung der Zisterzienser in Cîteaux, mit blutigen Querelen und Intrigen um Papst Alexander VI., den französischen König Karl VIII. und König Maximilian gefährliche Abenteuer zu überstehen und mysteriöse Morde aufzuklären und er muss auf seine irdische Liebe verzichten.
Vergangenheit und Gegenwart
Der Roman führt die Leserinnen und Leser in die faszinierende Zeit des Umbruchs, den die Welt am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit erlebte. Es geht um große Politik, Machthunger, skrupellose Machenschaften und geheime Leidenschaften – Konflikte, die die Frage aufwerfen, was sich eigentlich in der Politik geändert hat. Damit nicht genug, verquickt die Autorin die Haupthandlung wieder mit der Gegenwart, mit einem Forschungskolloquium in Salem, und lässt das ausgehende 15. Jahrhundert neben unserer Gegenwart stehen.
In gepflegter, gut zu lesender Sprache erfährt der Leser sehr viel über den Alltag in den Klöstern und an den Höfen der weltlichen und geistlichen Großen. Es wird nie langweilig, bedient aber doch Leser, denen es nicht nur um die Lösung vertrackter Kriminalfälle geht, sondern die es genießen, tief in die Geschichte, in andere Zeiten einzudringen.
Genießen des Wesentlichen
Die Autorin, promovierte Archäologin und klassische Philologin, ist seit Jahren im Dienst der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Verwalterin des Schlosses Salem, kennt wohl jeden Winkel des riesigen Komplexes des ehemaligen Zisterzienserklosters, das über viele Jahrhunderte nicht nur in der Bodenseeregion bedeutend war, sondern bis zum Ende des alten Reiches die Tradition von St. Gallen und der Klosterinsel Reichenau fortführte.
Es ist auch ein wunderbares Buch auch über das Genießen des Wesentlichen. hv