Der Bregenzer Frühling ist in voller Pracht zurückgekehrt

Das Alonzo King Lines Ballet machte die Wiederkehr des Festivals zum besonderen Erlebnis.
Bregenz So etwas lässt sich nicht planen, sondern nur hoffen oder aufgrund der Erfahrung und des Gespürs der Bregenzer Kulturservice-Leiterin Judith Reichart erahnen: Nach zwei Jahren der Abstinenz aufgrund der Aufführungsverbote und Reiseerschwernisse in der Corona-Pandemie machte das Alonzo King Lines Ballet aus den USA die Wiederkehr oder den Neustart des Festivals Bregenzer Frühling zum besonderen Ereignis. Mit den Produktionen “The Personal Element” und “Azoth” gastierte das Ensemble am Samstagabend im so gut wie vollbesetzten Bregenzer Festspielhaus, erinnerte an Sternstunden im Rahmen dieses seit über 30 Jahren existierenden Festivals bzw. fügte ihm eine weitere hinzu.

Alonzo King zählt mit seinen Projekten nicht zu jenen, die für absolute Innovation im Tanzbereich stehen, der seit Jahrzehnten tätige Choreograf berücksichtigt in seiner Arbeit in den USA integrative Aspekte und schickt ein ausgezeichnetes Team auf Tournee (demnächst stehen unter anderem noch Aufführungen in Italien und Frankreich an), das dem Publikum die Möglichkeit bietet, die Szenen neben jenen eines klassischen Handlungsballetts oder beispielsweise den Arbeiten von William Forsythe einzuordnen. Das schafft ein vertrautes Ambiente, in dem sich dann Besonderheiten von Alonzo King und seinem Ensemble offenbaren. Gerade in “The Personal Element” liegt der Fokus auf der Ausdrucksfähigkeit der einzelnen Tänzer, deren Bewegungssprache unmittelbar berührt, deren Präzision im Rahmen des ästhetischen Erlebnisses, das sie bieten, im Besonderen bewusst gemacht wird.

Während hier die fließende Choreografie immer wieder angehalten wird, bleibt die Dramatik bei “Azoth” fast durchgehend auf dem Siedepunkt. Überraschende Gender-Elemente und die enorme, unvergleichliche Körperspannung der fantastischen Solistin Adji Yagare Cissoko prägen sich ein. Und zwar derart unauslöschbar, dass es gar nicht zu viel der Wiederholungen in der Musik von Jason Moran geben kann. Begeisterter Applaus, der Frühling ist in voller Pracht zurückgekehrt.
Nächste Aufführungen: Akram Khan Company (26. März), Ultima Vez (2. April), CCN de la Rochelle – Cie Accrorap (23. April) , Aktionstheater Ensemble (18. bis 25. Mai).