Die Leuchtturmprojekte wanken

Landeshauptstadt hat Auslagerung von Kulturagenden ans Kongresshaus diskutiert.
Bregenz Das Festival Bregenzer Frühling mit seinem Schwerpunkt Tanz wurde nach einer langen Pandemiepause und Unsicherheiten wegen der erschwerten Reisebedingungen für Künstlerinnen und Künstler aus weiter entfernten Ländern vor einer Woche fulminant gestartet, mit dem Auftritt des Starpianisten Igor Levit findet an diesem Samstag ein weiteres Meisterkonzert statt. Vor wenigen Wochen waren in dieser Reihe die Wiener Symphoniker im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. Eines war dabei stets klar: die Qualität und Ausrichtung dieses beim Publikum in Vorarlberg und im Bodenseeraum sehr begehrten Kulturangebots verantwortet das Kulturamt bzw. der Kulturservice der Landeshauptstadt. Daran könnte sich etwas ändern.
Dass Auslagerungsabsichten der Leuchtturmprojekte des Bregenzer Kulturlebens nicht nur ein Gerücht sind, hat sich in den letzten Tagen bestätigt. Gerhard Stübe, Geschäftsführer der Kongresskultur, die angeblich als Ankerplatz fungieren sollte, erklärte im Gespräch mit den VN, dass noch nichts konkretisiert wurde und dass er in keinerlei Gespräche eingebunden war, von Überlegungen, den Kulturservice neu aufzustellen und dabei auch die Rolle der Kongresshausgesellschaft neu zu definieren, habe er allerdings auch schon gehört.
Konsolidierung
Kulturstadtrat Michael Rauth (ÖVP) sprach von einer „politischen Willensbildung“, die es für so einen Schritt erst einmal geben müsste. Er wies grundsätzliche Überlegungen zu einer Reduzierung der Kulturagenden, die auch seine Funktion betreffen, im Gespräch mit den VN aber nicht von sich und sprach von „Konsolidierungsprozessen“, die erst in Gang gesetzt wurden. Solche Veranstaltungen aus der Hand zu geben, sei derzeit aber noch kein Thema. Zu erfahren war allerdings, dass sich ein Team, besetzt mit Vertretern verschiedener politischer Fraktionen, bereits mit dem Thema zu befassen hatte.
Wäre ein Kompetenzverlust
Reinhold Einwallner, Abgeordneter zum Nationalrat (SPÖ), beruft sich auf eine Vereinbarung, nichts über interne Gespräche zu verlautbaren, er scheut sich im Gespräch mit den VN aber nicht, seine persönliche Meinung kundzutun. „Regelrechte Leuchtturmprojekte“ wie das Festival Bregenzer Frühling und die Meisterkonzerte, die zudem einen enormen Publikumszuspruch erfahren, sollte die Stadt Bregenz aus seiner Sicht niemals aus der Hand geben. Das käme einem Verlust an Kompetenzen gleich. Eine Einsparungsmöglichkeit erkennt er zudem nicht, denn auch die Kongresshausgesellschaft bräuchte jemanden, der die Veranstaltungen kuratiert.
Inwieweit der von Stadtrat Rauth angesprochene „Konsolidierungsprozess“ terminlich mit der noch vakanten Leitung des Kulturservice zusammenhängt, bleibt offen. Die suspendierte Kulturserviceleiterin Judith Reichart wurde, wie berichtet, vom Landeskriminalamt bereits in allen Punkten von sämtlichen gegen sie (von der ÖVP und den Grünen) erhobenen Vorwürfen entlastet. Der Akt liegt derzeit noch bei der Staatsanwaltschaft.
Kongresshausevents
Apropos Kongresshausgesellschaft: Die dem Unterhaltungssektor zuzuschreibenden Events und Shows, die von dieser ausgetragen wurden, sollen, so Gerhard Stübe, nach der pandemiebedingten Flaute einen Neustart erfahren.