Würdiges Jubiläum des Kammerchors Feldkirch

Kultur / 21.03.2022 • 15:00 Uhr
Würdiges Jubiläum des Kammerchors Feldkirch
Die Wahl von Mozarts Großer Messe in c-Moll zum Jubiläumskonzert war so etwas wie ein Griff nach den Sternen. JU

Dem Kammerchor gelang eine denkwürdige Große Messe in c-Moll von Mozart.

FELDKIRCH Wenn es um einen besonderen Anlass wie ein 20-Jahr-Jubiläum geht, stellt man gerne die eigenen Vorzüge ins Schaufenster, also das, was man am besten kann.

Bei den 30 Sängerinnen und Sängern des Kammerchores Feldkirch ist es neben ihrem exzellenten A-Cappella-Gesang vor allem das große Chor-Orchesterrepertoire mit Oratorien und Messen, wie sie es zuletzt mit Kalibern wie Bachs „Matthäus-Passion“, seiner h-Moll-Messe oder Händels „Messias“ als fixer Bestandteil der Montforter Zwischentöne praktizierten. Trotzdem schien auch für den Kammerchor Feldkirch die Wahl von Mozarts Großer Messe in c-Moll zum Jubiläumskonzert am Sonntag in der Kapelle des Konservatoriums so etwas wie ein Griff nach den Sternen zu sein, hat sich doch seit der Chorakademie Vorarlberg unter Markus Landerer 2009 niemand mehr an dieses gerade für die Sänger höchst anspruchsvolle Werk gewagt.

Doch das Risiko hat sich gelohnt, auch die intensive Probenarbeit, die nach der coronabedingten Verschiebung um ein Jahr nun ohne Einschränkungen und Abständen wie bei einem Turnverein ungehindert vonstattengehen konnte. Benjamin Lack, seit 2010 als Chorleiter sehr eng mit dem Chor verbunden und um dessen Weiterentwicklung bemüht, hat sich mit seinen hoch qualifizierten Stimmen dieses Werk zu eigen gemacht. Er beweist auch hier wieder Motivation und Fingerspitzengefühl, um das Maximum an Ausdruck, Dynamik und Feinzeichnung herauszuholen, in einer abgerundeten und in vielen Details fein ausgehörten Fassung. Vor allem aber versehen mit jenem typischen geschlossenen Chorklang, den man schon beim Vorgängerverein „Hortus musicus“ unter Gerhard Dallinger stets bewundert hat.

Die Sopransolistin Sabine Winter.
Die Sopransolistin Sabine Winter.

Dies ist umso bemerkenswerter, als Mozart in seiner unvollendet gebliebenen Messe von 1782 die Chorpartien auf Fünf- bis Achtstimmigkeit erweitert hat. Dieser höchste Anspruch ist nicht die einzige Besonderheit in diesem insgesamt eher düsteren Werk, das wie alle Fragmente geheimnisumwittert bleibt und dennoch eine Art der Vollendung besitzt, die es auch für ein Jubiläum qualifiziert. Niemand weiß etwa, warum Mozart entgegen seiner sonstigen Art diesmal eine Mischung von Stilen bevorzugte. Das gibt dem Chor Gelegenheit, die packend strenge „Gloria“-Fuge in der Art von Bach oder Händel mit größter Exaktheit und Kraft zu exekutieren oder das „Sanctus“ in seiner beeindruckenden Doppelchörigkeit. Ein auf gleicher Höhe agierendes Solistenquartett beschert in kostbaren Arien und Ensembles Glücksmomente im oft fast opernhaften italienischen Stil. Allen voran trumpft die Tirolerin Maria Erlacher als erster Sopran im imitatorischen Wechsel mit den Holzbläsern im berührenden „Et incarnatus est“ auf. Die Feldkircher Sopranistin Sabine Winter verleiht ihrer Soloarie „Laudamus te“ Wärme, Ausdruck und natürliche Koloraturfreudigkeit. Der heimische Tenor Clemens Johannes Breuss und der polnische Bass Wojciech Latocha fügen sich im lyrischen „Benedictus“ nahtlos ins Geschehen ein. Wesentlich mitgetragen wird dieser Erfolg auch von der qualitativ hochstehend besetzten Sinfonietta Vorarlberg, die sich nach einer Art Ouvertüre mit Mozarts Adagio und Fuge in der analogen Tonart c-Moll auch in der Messe als klangschöner und ungemein flexibler Partner für Chor und Solisten erweist.

Da die unvollendete Messe kein „Agnus Dei“ und damit keine Friedensbitte enthält, fügt Benjamin Lack als ideale Zugabe Mendelssohns berühmtes „Verleih und Frieden gnädiglich“ an. Die Schlichtheit der Stimmen, innig gesungen zum Niederknien, kommt hier besonders zur Wirkung und wird gerade in Zeiten wie diesen zum emotionalen Herzstück dieses Konzertes. Würdiger, stilvoller hätte man dieses Jubiläum nicht beschließen können, fanden auch die zahlreichen Freunde und Fans des Chors. Fritz Jurmann