Musiktipps. Von Fritz Jurmann zur Schubertiade in Hohenems

Kultur / 26.04.2022 • 19:11 Uhr

KÜNSTLER The Erlkings

ALBUM Schubert Vol. 3

LABEL Ophelias Culture

Schubert, mit seinen 600 Gesängen der unerschöpflichste aller Liedkomponisten, hat auch die Wiener Gruppe „The Erlkings“ um den amerikanischen Opernbariton Bryan Benner zur bereits dritten Folge ihrer Adaptionen animiert. In fantasievollen Arrangements mit Gitarre, Violoncello, Tuba und Percussion, den Nachdichtungen der deutschen Originaltexte in ein leichtes Englisch nehmen sie in ihrem „Schubadour-Style“ den Schubert Franzl aus Wien als einen der Ihren quasi in ihre Mitte, machen aus dem hehren Liederfürsten einen einfachen Singer/Songwriter, der durch sie für seine Freunde aufspielt und singt. Das ist auch diesmal alles wieder so geschmackvoll und gediegen, dass selbst eingefleischte Schubert-Puristen ihre helle Freude an diesen auf wunderbare Weise neuartigen Songs haben, wie das umjubelte Debüt der Truppe im Juli des Corona-Jahres 2020 bei der Schubertiade Hohenems bewiesen hat. Konzert 28. April, 20 Uhr

KÜNSTLER Felix Klieser, Horn & Zemlinsky Quartet

ALBUM Mozart und Haydn

LABEL BERLIN CLASSICS/DAMACORMUSIK

Es ist schon eigenartig, wie rasch sich das Publikum auch an die ungewöhnlichsten Erscheinungen im Konzertleben gewöhnt, wenn erst einmal seine Neugierde befriedigt ist. So war es auch mit dem jungen deutschen Hornisten Felix Klieser, der zunächst nicht so sehr seiner musikalischen Leistung wegen geradezu vergöttert wurde, sondern weil er diese trotz seiner Behinderung erbracht hat. Heute spricht niemand mehr davon, Klieser ist ohne Wenn und Aber längst in die Galerie herausragender Top-Solisten integriert. In Hohenems wirkt er u. a. mit dem Apollon Musagète Quartet in Schuberts berühmtem Oktett in F-Dur mit, das gerade auch dem Hornisten einiges abverlangt. Seine CD mit dem Prager Zemlinsky Quartet, mit dem er seit Jahren aufs Engste verbunden ist, zeigt weitere Beispiele wunderbar ausgewogenen Kammermusizierens auf höchstem Niveau, darunter Mozarts Hornquintett als Sahnehäubchen. Konzert 29. April, 20 Uhr

KÜNSTLER Quatuor Modigliani
ALBUM Schubert: The String Quartets

LABEL MIRARE/france musique (5 CDs)

Zyklische Aufführungen bestimmter Werkgattungen prägten auch das inhaltliche Bild der Schubertiade als vom Publikum begehrte Schwerpunkte, anhand derer man sich Einsicht in wichtige Teilaspekte im Schaffen eines Komponisten erhoffte. In den Feldkircher Jahren waren das Schuberts und Beethovens Symphonien, später dominierte die Kammer- und Klaviermusik der beiden Komponisten. Heuer steht in fünf Konzerten bis August ein Zyklus aller 14 erhaltenen Schubert-Streichquartette an, in denen sich die Lebenslinien des Komponisten über 15 Jahre deutlich abzeichnen. Mit dem seit 2010 hier jährlich präsenten französischen Quatuor Modigliani ist höchste Qualität garantiert, Hingabe, Sorgfalt und Intensität, wie eine vorab erschienene Gesamteinspielung deutlich macht. Da wird in schonungsloser Offenheit Schuberts vielschichtiges Werk radikal neu aufgeblättert. Spannende Aussichten für Schubertianer! Konzert 30. April, 16 Uhr

KÜNSTLER Dominik Wagner, Kontrabass
ALBUM Revolution of Bass

LABEL BERLIN CLASSICS/EDEL KULTUR

Die Schubertiade lebt davon, dass neben großen Namen auch immer wieder neue, sorgfältig ausgewählte Kräfte für frischen Wind sorgen. So debütiert diesmal der 1997 in Wien geborene Kontrabassist Dominik Wagner beim Festival, indem er in Hohenems mit dem Eliot-Quartett, in Schwarzenberg mit dem Emerson String Quartet jeweils das gleiche Stück spielt, nämlich Schuberts populäres „Forellen-Quintett“. Der Kontrabass, den man in Schuberts Kammermusik selten findet, hat hier eine ganz besondere Funktion und kommt im besten Fall sogar zum Swingen. Dominik Wagner, Stipendiat der Anne-Sophie-Mutter-Stiftung und an großen Orchestern in Wien, München und Hamburg gestählt, schickt dieweil seine aufregende Bottesini-CD voraus, wo er seinem unhandlichen Soloinstrument zusammen mit Emmanuel Tjeknavorian am Pult des Württembergischen Kammerorchester die unglaublichsten Töne entlockt. Konzerte 3. Mai, 16 Uhr; 28. August, 11 Uhr