Im Bett mit James Joyce

Verena Roßbacher treibt ein pfiffiges Spiel mit dem Dichter des „Ulysses“.
Feldkirch Verena Rossbachers Romane finden nicht nur viele Leserinnen und Leser, sie sind von einem tiefsitzenden Humor gekennzeichnet. Zuletzt konfrontierte sie in „Mon Chéri“ mit einem recht unkonventionellen Lebensentwurf einer jungen Frau. Schon ihr Debüt „Verlangen nach Drachen“ wurde als Überraschung gefeiert, mit „Schwätzen und Schlachten“ positionierte sich die aus Vorarlberg stammende Schriftstellerin im deutschsprachigen Literaturbetrieb, bevor „Ich war Diener im Hause Hobbs“ dann auch teilweise in der Region spielte. Vom Literatur:Vorarlberg Netzwerk mit Geschäftsführerin Frauke Kühn wurde sie eingeladen, die James Joyce Passage in Feldkirch zu gestalten. Die Einrichtung (die man am besten mit dem Literaturhaus Vorarlberg assoziiert, auch wenn das Gebäude in Hohenems noch nich geöffnet ist) unternimmt so einiges, um Literatur im öffentlichen Raum präsent zu machen.
„Ich kämpfe um jede Leserin und um jeden Leser“, sagt Frauke Kühn, die auch in Hohenems dazu beigetragen hat, dass Passantinnen und Passanten überraschend auf Texte stoßen, die nicht zum Erwerb eines Produkts beitragen, sondern der Reflexion dienen. Der Effekt sei schwer zu ermessen, meint Kühn, aber sie beobachte immer wieder, dass Menschen für einen Moment innehalten. „Jeder, der stehen bleibt und sich berühren lässt, ist ein gewonnener Literaturinteressent“, lautet ihre Devise.
Die Frage nach der Dauer der James-Joyce-Thematik bei der gleichnamigen Fußgängerunterführung in Feldkirch ist auch rasch beantwortet. Im Herbst wird noch einmal eine Autorin oder ein Autor dazu angehalten, sich mit dem Verfasser des „Ulysses“ auseinanderzusetzen, im nächsten Jahr sollen es andere Vorgaben für die Gestaltung des Ortes sein.
Psychotest
James Joyce (1882-1941) hat sich mehrmals in Feldkirch aufgehalten, dokumentiert ist auch die Aussage des Iren, dass sich das Schicksal des bedeutenden Romans im Jahr 1915 in Feldkirch entschieden habe. 1922 ist „Ulysses“ erschienen und somit hundert Jahre alt. Grund genug, sich erneut auf Joyce zu beziehen. Verena Roßbacher (geb. 1979) bietet nicht nur einen niederschwelligen Zugang zum hochkomplexen Werk, sie gönnt sich sowie ihren Leserinnen und Lesern den Spaß, die intellektuelle Ebene überraschend zu verlassen und bei allem kuriosen Witz, den sie beim Kreieren eines Psychotests entwickelt, Bezugspunkte zum Werk herzustellen.
So darf man sich zuerst einmal fragen, wie sehr man Joyce liebt, um dann zu erkunden, wie man wohl reagieren würde, wenn selbiger einem das Frühstück ans Bett bringt. Wie bei der Romanfigur Leopold Bloom gibt es gebratene Nierchen. Ein anderes Mal soll Joyce Botengänge erledigen. Jedenfalls gibt es für jede der jeweils drei Antwortmöglichkeiten Punkte, die zusammengezählt Aufschluss geben über die Liebes- oder Lesebereitschaft.


Die Fußgängerunterführung in die Feldkircher Altstadt heißt James Joyce Passage.