Zwei wichtige Jubiläen
Große Jubiläen werden derzeit in Bregenz gefeiert. Im Kunsthaus ist man schon mitten in den Festlichkeiten zum Vierteljahrhundert, morgen wird im Künstlerhaus eine Ausstellung zum halben Jahrhundert der ersten Randspiele eröffnet. Zwei Ereignisse, die nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben.
Mit Ausnahme der üblichen großen Sommerausstellung – diesmal mit Jordan Wolfson, dem jungen, provokanten Star der amerikanischen Kunstszene – scheint sich das Jubiläum nur in Konzerten und Filmen zu ergehen. Nebenbemerkung: Dass man beim Jubiläumskonzert am Donnerstag den ganzen Platz gesperrt und Eintritt verlangt hat, finde ich schlicht nur schäbig. Da hat man wohl die finanzielle Kraft schon bei der großen Präsentation des Kunsthauses bei der Biennale Venedig verbraucht, die offensichtlich wichtiger war als jene in Bregenz. Einzige Ausnahme übrigens: Der Rückblick im Buch von Rudolf Sagmeister, dem Kurator seit Beginn des Kunsthauses. Und noch eines: In all den Artikeln um die Gründung des Kunsthauses wurden viele Menschen, vor allem der erste Direktor Edelbert Köb, hoch gelobt. Vergessen hat man dabei auf den wirklichen „Vater“ des Kunsthauses, den damaligen Landesrat Guntram Lins, ohne den dieses Haus hier nicht stehen würde.
Doppelt so lange als die Eröffnung des Kunsthauses liegen die ersten Randspiele zurück. Und die Behauptung, dass es das Kunsthaus ohne die Randspiele nicht gäbe, ist keine Übertreibung. Denn der Geist, in dem Guntram Lins Kulturlandesrat werden konnte, musste erst geschaffen werden. Durch Rebellion gegen erstarrte, genauer: nicht vorhandene Kulturpolitik in diesem Land. Da wurde es den Künstlern zu dumm und sie nahmen die Sache selbst in die Hand. Gegen die krude Kunst des Landes und der Festspiele setzten die von den Künstlerinnen und Künstlern gegründeten Randspiele auf neue, auf bei uns oft unbekannte, auf herausfordernde Angebote, die eine bis dahin in Vorarlberg kaum vorhandene Kunst zu den Menschen brachte. Obwohl die Randspiele nur fünf Jahre Bestand hatten, war der Erfolg unglaublich. Kunst und Kultur begannen an allen Ecken und Enden im Land zu blühen.
Wenn man sich den vor Kurzem vorgestellten Kulturbericht des Landes, der übrigens jedes Jahr künstlerisch besser und inhaltlich klarer wird, ansieht, dann zeigt die Fülle der geförderten Kunst und Kultur, was da in den letzten Jahrzehnten geschehen ist. Die Väter damaliger Landeskultur, Landeshauptmann Herbert Keßler, Kulturamtsleiter Arnulf Benzer oder gar Landesamtsdirektor Elmar Grabher, würden sich wohl im Grabe umdrehen, wenn sie das lesen könnten. Das danken wir nicht zuletzt dem „Türöffner“ Randspiele – und deshalb ist die Ausstellung zum halben Jahrhundert so richtig und wichtig.
„Obwohl die Randspiele nur fünf Jahre Bestand hatten, war der Erfolg unglaublich. Kunst und Kultur begannen an allen Ecken und Enden im Land zu blühen.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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