Hier werden Konzertsaalhits neu erfahrbar

Kultur / 03.08.2022 • 18:04 Uhr
Fedor Rudin mit dem Orchester des Lech Classic Festivals. LCF/Hurnaus
Fedor Rudin mit dem Orchester des Lech Classic Festivals. LCF/Hurnaus

Von sehr zart bis bestens gepfeffert: Stars beim Lech Classic Festival.

Lech Es hing der Himmel nicht nur voller Geigen, wie das Motto des diesjährigen Lech Classic Festivals lautet, auch Pauken und Trommeln waren dabei. Paganinis erstes Violinkonzert in der sogenannten Originalfassung, das heißt, mit großem Orchester, zu hören, ist im regionalen Konzertleben gewiss eine Seltenheit. Auch beim zweiten Konzert zeigte sich, was das Lech Classic Festival auszeichnet: Neben dem gängigen Repertoire, das man seit der Gründung mitunter in besonderer Bearbeitung oder in dramaturgisch entsprechend gereihten Ausschnitten anbietet, scheint immer wieder Überraschendes im Programm auf. Dazu zählt dieses Mal, dass es die verantwortlichen Musikexperten Marlies und Franz Wagner überhaupt schafften, mit einem derlei großen Orchesterapparat aufzufahren und dass sie wiederum hervorragende Solisten engagieren konnten. Zu diesen gehört Fedor Rudin, Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, der sich mit seiner Storiani-Geige zum kongenialen Partner eines Orchesters machte, das Maestro Tetsuro Ban getrost anfeuern konnte. Salopp lässt sich sagen, dass so viel Pfeffer und zugleich Kultiviertheit in der Interpretation von Rudin lag, dass er erstens das Ruder auf elegante Art übernehmen konnte und zweitens den Radius der Möglichkeiten inklusive dunkler Färbung auf seinem Instrument ausreizte.

Enormer Hörgenuss

Fast im Kontrast dazu stand das Violinkonzert Nr. 5 in A-Dur von Mozart, bei dem sich Belle Ting vorstellte, die junge kanadische Virtuosin, die sich als Preisträgerin bei wichtigen Wettbewerben an der Musikhochschule in Wien unter die Hochbegabten reihen konnte. Ihr Spiel ist sehr hell angelegt und von ungemein feinem, subtilem Temperament gekennzeichnet. Dem Publikum, das sich darauf einlässt, bietet der sehr zierliche Schritt allerdings enormen Hörgenuss.

Mayuko Kamio, der gefeierte Star des Auftaktkonzertes, und Dalibor Karvay, Konzertmeister der Wiener Symphoniker, oblag die Aufgabe, mit Vivaldis Concerto für zwei Violinen und Streichorchester in a-moll gegen die für derlei Stücke doch etwas ungünstige Akustik im Lecher Sportpark anzuspielen. So viel Zartheit verlangt fast einen intimeren Rahmen. Schön, dass man nicht auf die Tube drückte, sondern jenen, die sich konzentrierten, feinste Farbschattierungen bot. Großartig! Das gilt auch für den Konzertsaalhit per se, Bachs „Air“ aus der Orchestersuite Nr. 3 in besonderer Tempoeleganz.

Somit wurde auch für das Doppelkonzert für Geige und Cello mit Dalibor Karvay und Sebastian Bru sowie das Violinkonzert in D-Dur von Brahms, die das zehnte Lech Classic Festival zudem im Programm hat, der Boden bereitet. CD

Das Lech Classic Festival dauert noch bis 7. August im Sportpark Lech: lechclassicfestival.com