Ein Spaziergang mit Martin Suter

Kultur / 07.10.2022 • 18:14 Uhr

Beeindruckender Kinofilm über den Bestsellerautor.

Wien Am 75. Locarno Film Festival feierte „Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit“ von André Schäfer seine Weltpremiere. Schäfer vermischt Dokumentarfilm und Fiktion, indem er den Zürcher Schriftsteller an frühere Wohnadressen begleitet, auf Reisen oder an Auftritte, er lässt ihn erzählen, während er zwischendurch beinahe unmerklich aus der Realität heraus in seine eigenen Geschichten flaniert. Auf seinen Spaziergängen taucht Martin Suter ein in Szenen aus „Die Zeit, die Zeit“, „Die dunkle Seite des Mondes“ oder „Lila, Lila“ und beobachtet seine eigenen Figuren. Figuren, die er nach eigenen Angaben in sich selber sucht, groß macht – und nach Abschluss eines Buches wieder klein. Anhand seiner Bücher erzählt der 74-Jährige, wie er schreibt und wie jeder seiner Geschichten ein Geheimnis innewohnt. Und ganz viel Fantasie. Denn wo, wenn nicht in Büchern, kann auch einfach mal etwas unmöglich sein, fragt er.

Suter ist aber auch in Begleitung seiner Familie zu sehen. Als Zuschauerin oder Zuschauer sieht man etwa, wie er mit Frau und Kind Einrichtungsgegenstände für ihr Traumhaus in Marrakesch sucht, wie die drei zusammen Videos von Toni, dem verstorbenen Sohn von Martin Suter und seiner Frau Margrith Nay, anschauen oder wie der Autor mit Tochter Ana plaudert. Auch bekannte Persönlichkeiten wie Musiker Stephan Eicher, der deutsche Ex-Fußballprofi Bastian Schweinsteiger oder der deutsche Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre durchkreuzen die Szenen. Das sind unterhaltsame Begegnungen, nicht mehr und nicht weniger. Wirklich bereichernd sind vor allem die Momente, in denen Suter ganz alleine vor der Kamera steht und mit viel Selbstironie erzählt. Anekdoten aus seiner Kindheit, über seinen beruflichen Werdegang, seine Erfolge und seine Niederlagen. Im Zentrum steht ein ruhiger Mann, der mit seinen Büchern die pure Freude an Unterhaltung und guten Geschichten bedient.