Schauspieler Günter Lamprecht mit 92 Jahren gestorben

Kultur / 07.10.2022 • 18:14 Uhr
Günter Lamprecht war auch als Tatort-Kommissar bekannt.Reuters
Günter Lamprecht war auch als Tatort-Kommissar bekannt.Reuters

Köln Er hat sich mit Berliner Polizisten die Nächte um die Ohren geschlagen, sich in schäbige Kneipen gesetzt, drei Wochen lang frühmorgens Brötchen gebacken: Wenn sich Günter Lamprecht auf eine neue Rolle vorbereitete, dann stürzte er sich ins Milieu. Als Franz Biberkopf in Rainer Werner Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“ oder als kantiger „Tatort“-Kommissar Franz Markowitz schrieb er Fernsehgeschichte. Am Dienstag (4. Oktober) ist Lamprecht im Alter von 92 Jahren gestorben. Eigentlich hätte auch aus ihm eine verkorkste Existenz werden müssen. Als Hitlerjunge war er beim „Endkampf“ um Berlin mit dabei, nach dem Krieg gehörte er zu einer Gang jugendlicher Diebe. Doch dann passiert ein Wunder: Eines Nachts sagt ein besoffener Freund zu ihm: „Günter, du musst Schauspieler werden!“ Daraufhin spricht der völlig unbelesene junge Mann bei der Schauspielschule vor – und wird genommen. 

Seine erste Film-Hauptrolle spielte Lamprecht 1976 in „Das Brot des Bäckers“ und gewann damit den Lubitsch-Preis. Es folgten weit mehr als 150 Film- und Fernsehrollen, begleitet von zahlreichen Ehrungen. In den letzten 20 Jahren seines Lebens machte er sich rar. In der Serie „Babylon Berlin“ war Lamprecht noch einmal als Reichspräsident Hindenburg zu sehen. 1999 entging er nur knapp dem Tod, als er durch puren Zufall zu einem der Opfer eines 16 Jahre alten Amokläufers wurde. Die Erinnerung daran verblasste nie: Seine Freundin in einer Blutlache. Er selbst mit Durchschüssen durch beide Arme. Eine Stunde liegen sie dort, bis ein Sanitäter den Mut fasst, sich ins Schussfeld zu begeben und sie wegzuholen. Noch zehn Jahre später träumte er davon, wachte nachts schweißgebadet auf. Lamprecht hinterlässt seine Frau Claudia Amm und eine Tochter.