„Ich bin lieber hier oben“: Maria (88) und Christian (92) bewirtschaften seit 28 Jahren die Untere Brüggele Alpe

Maria und Christian Müller leben fünf Monate im Jahr auf der Unteren Brüggele Alpe im Zalimtal – mit viel Freude und familiärer Unterstützung.
Brand „Es ist keine Gnade, wenn man älter wird. Schaffen muss ich wie eine Junge. Ich bin immer in Bewegung, und das ist für alte Leute wie mich gut.“ Maria Müller ist 88 Jahre alt, ihr Mann Christian 92. Gemeinsam leben sie seit 28 Jahren von Ende April bis Anfang Oktober auf der Unteren Brüggele Alpe im Zalimtal.

Maria kocht jeden Tag selbst. Für die Bedienung der Gäste erhält sie Unterstützung von ihrer Tochter Kornelia. Maria hat „ein eigenes Dorf“ als Familie: acht Kinder, 23 Enkel und 22 Urenkel. Und alle seien gesund – „das ist das Schöne“. Die Familie besucht sie regelmäßig.


32 Kühe und Rinder sömmern auf der Alpe. Sohn Rainer melkt die Kühe täglich, und Schwiegertochter Sandra stellt auf dem landwirtschaftlichen Betrieb in Brand Käse her. Hund Sultan und Katze Speedy, eine Gans, eine Laufente, fünf Hühner und ein Hahn leisten Maria und Christian Gesellschaft.

Offiziell haben sie am Dienstag Ruhetag, doch wirklich geschlossen war die Alpe nie. Nur ein einziges Mal haben sie wirklich nichts getan. „Den Ruhetag habe ich auch gebraucht“, sagt Maria, die die Zeit nutzte, um Zeitung zu lesen und im Garten zu arbeiten. Kohlrabi, Kartoffeln, Rüben – was geerntet wird, wird großteils eingeweckt. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist aber das Stricken: „Das könnte ich Tag und Nacht tun.“ Christian geht lieber mit seinem Fernglas „auf die Jagd“. Er beobachtet gerne Tiere.

Heute schaut Alphirte Stefan, der die Zalimalpe betreut, zum Mittagessen bei Maria und Christian vorbei. Auch der Alpenvereinsbautrupp ist vor Ort. Die Wegebauer warten auf den Hubschrauber, der sie zum Leibasteig fliegt. Hinzu kommen Stammgäste und Touristen, die die Alpe aufsuchen. Allein ist das Paar also nie.


„Wenn es auf Ende April zugeht, frage ich meinen Sohn, wann er mit der Schneefräse durchfährt.“ Maria kann es dann kaum mehr erwarten, endlich wieder auf die Alpe zu gehen. „Wir haben ein schönes Zuhause, aber ich bin lieber hier oben.“ Sie schätzt die Natur – genauso wie es die Wanderer und (E-)Biker tun, die zur Alpe kommen. Ein schöner, schattiger Wanderweg – der Glingaweg – führt am Palüdbach entlang hinauf ins Zalimtal, an dessen Ende der Panüeler thront. Die Gäste können zwischen einem Käse- oder Speckbrot, einer Hauswurst, Wienerle oder Frischkäse mit Brot auswählen. Die Preise müssen sie selbst zusammenrechnen– darauf weist ein humorvoller Spruch hin. Stift und Zettel liegen der Speisekarte bei.


Christian ist quasi auf der Alpe aufgewachsen, stammt aber ursprünglich aus Buchboden. Er hat die Alpe von Grund auf renoviert und die Möbel selbst getischlert. Handwerklich ist er begabt, gelernt hat er aber den Beruf des Schuhmachers, weswegen er nach Brand gezogen ist. Bevor sie auf die Untere Brüggele Alpe kamen, führten Maria und Christian den Alpengasthof Melkboden im Brandner Skigebiet. Ihre Enkel kehrten dort immer gerne ein.


Es ist Mittag. Maria hat Fleischküchle mit Rotkraut und Kartoffeln gekocht. „Christian will immer ein angemessenes Menü haben“, sagt sie über ihren Mann. Die beiden sind seit 68 Jahren verheiratet. „Ich würde gerne in zwei Jahren die Gnadenhochzeit feiern“, sagt Maria. Ihr Geheimrezept für eine lange Ehe: Liebe und Verständnis.


Maria ist ein richtiges Original, wie sie selbst sagt – geradlinig und resolut. „Ich bin ein gutherziger Mensch, aber wenn es mir gegen den Strich geht, bin ich offenherzig.“ Da sie nachts Angst hat, liegen Pfefferspray und Schnitzelhammer parat. Ja, nachts ist es hier einsam – doch tagsüber haben Christian und Maria stets Menschen um sich. Zu viele sollten es aber nicht sein: „Wir wollen keinen Trubel“, sagt der 92-Jährige. Er sitzt draußen auf der Bank, das Mittagessen im Magen. Jetzt braucht er seinen Mittagsschlaf.







