Corona, Love Island und Darmspiegelung

Michael Mittermeier spielte sein neues Programm #13 in Bregenz.
Bregenz Michael Mittermeier springt auf die Bühne, seine Stachelfrisur leuchtet weiß, seine Mimik und Gestik sind reduzierter und er zappelt nicht mehr ganz so viel herum wie früher. Aber seinen Humor hat er nicht verloren. Im Gegenteil: Nichts ist von dem explosiven Charisma aus früheren Tagen verloren gegangen und noch immer lacht er verschmitzt wie ein junger Bub über seine „Wuchteln“.
Es gibt am Dienstagabend in der ausverkauften Bregenzer Werkstattbühne viele Themen, die besprochen werden müssen. Absurditäten, die selbst ein Comedian nicht besser erfinden könnte. Mittermeier nimmt Stellung zu Corona, vermisst eine „bayrische“ Mutante, beschreibt den Covid-Test als „Gehirnspiegelung“, bei der das Stäbchen so tief in seine Nase gebohrt wird, dass aus Versehen ein Gedanke aus dem Schädel herausgerissen wird. Überhaupt nicht glücklich ist er mit der Fußball-Weltmeisterschaft, die diesen Winter in Katar stattfindet. „Finale am vierten Adventsonntag? Und dann? Public Churching?“ Als er auf das „schräge“ Sicherheitsbedürfnis der Deutschen zu sprechen kommt, fragt er das Publikum, wie der TÜV in Österreich heißen würde. Als daraufhin die Antwort „TÜV-Süd“ erfolgt, kann sich der Comedian selbst vor Lachen kaum mehr halten. Es ist bemerkenswert, wie offen Mittermeier ist: Er erzählt immer wieder von sich selbst – und das absolut nicht zu seinem Vorteil. Seien es körperliche Unzulänglichkeiten wie das Unvermögen, dem psychischen „Druck“ des Stehbieselns standzuhalten, der Shitstorm auf einen vermeintlich harmlosen #Lebensfreude-Post oder missglückte Kommunikationsversuche mit seiner 14-jährigen Tochter: Der 57-Jährige ist mit sich selbst so sehr im Reinen, dass er sich locker über sich selbst lustig machen kann. Dass ihm sein Vater zum 40. Geburtstag eine Darmspiegelung vorschlug, die er dann 15 Jahre später in die Tat umsetzte, braucht keinen mehr zu wundern.
Love Island
Typisch Mittermeier sind seine Brückenschläge zu Serien und zu Filmen, bereits sein allererstes Programm „Zapped“ spielte ja mit der kollektiven Erinnerung an vergangene TV-Freuden. Unter anderem erzählt er von der Comic-Verfilmung „Aquaman“, deren Hauptdarsteller seiner vielen Muskeln wegen im Hause Mittermeier fast eine Ehekrise auslöste. „Love Island“, eine TV-Dating-Reality-Show, hat es ihm besonders angetan und hier wiederum ein Dialog, der sich ihm ins Gedächtnis eingebrannt hat: „Hallo. – Hey. – Boah, du siehst so heiß aus. – Du siehst auch toll aus. – Mit dir kann man so gut reden. – Mit dir auch.“ „Und dann habens‘ gschmust.“
Mittermeier erzählt am Ende des Abends von den vier Fehlgeburten, die seine Frau und er zu durchleiden hatten. Es ist deutlich, dass es ihm wichtig war, seine verlorenen Kinder und das Ringen mit diesem Verlust in das neue Programm zu integrieren. Vor so viel Ehrlichkeit kann man nur den Hut ziehen.