Wie aus einem Guss und mit mitreißender Spielfreude

Standing Ovations für das Konzert des “Pforte Kammerorchester Plus“.
feldkirch „Pforte um 7“ ist die entspannte Version eines After-work-Konzerts: Das Publikum kommt in legerer Kleidung, auch das Orchester trägt fast durchgehend Sneaker und Jeans. Dass dabei ganz und gar Nicht-Alltägliches geboten wird, das hat das Konzert am Donnerstagabend eindrucksvoll gezeigt.

Vor Beginn stellte sich die steirische Jazzsängerin und mehrfach preisgekrönte Komponistin Ursula Reicher (geb. 1992) im Gespräch mit dem Spiritus rector der Reihe, Klaus Christa, vor. Sie hat schon als Kind Klavier, Gesang und Trompete gelernt, ihre Liebe gehört der Klassik genauso wie dem Jazzgesang oder Bigbands. Neben dieser Vielseitigkeit bringt sie auch existentielle Tiefe mit: ihre nächste Platte wird acht Kompositionen zum Thema Tod und Abschied versammeln. Man war gespannt auf ihre Komposition „Déjà-vu“, in der es um die Synchronizität der Zeit gehen sollte.

Gespielt hat das „Pforte Kammerorchester Plus“, das sich aus jungen Musikerinnen und Musikern der Stella-Privatuniversität und der Iberacademy zusammensetzte, die in Lateinamerika musikalische Förderung auf höchstem Niveau und mit sozialem Engagement betreibt. Was dieses Ensemble, das im Stehen spielte, nach nur einwöchiger Probenzeit unter der polnischen Konzertmeisterin Maria Wloszczowska an Können und Engagement darbot, war absolut erstaunlich. „Déjà-vu“ entpuppte sich als getragenes Stück mit farbigem Orchestersound, bewusst eingesetzten Dissonanzen und Gesang der Komponistin selbst. Leider war der englische Text nur in Fragmenten verständlich, es wäre sinnvoll gewesen, ihn im Programm abzudrucken.

Als Star des Abends erwies sich Maria Wloszczowska, die mit unglaublicher Energie und differenzierter Gestaltungskraft das Orchester leitete, barfuß, in Pluderhosen und ständig in Bewegung. In Mozarts A-Dur-Violinkonzert spielte sie auch den Solopart. Im 1. Satz elegant, manchmal ein bisschen zu leise gegenüber dem Orchester, im flüssig genommenen Adagio seelenvoll und mit einer Kadenz wie aus dem Jenseits, im Rondo dann tänzerisch und mit der erforderlichen stampfenden Energie bei den alla turca-Stellen. Bewundernswert, wie organisch Solo und Tutti ineinanderwirkten! Beethovens Vierte geriet anschließend zum umjubelten Höhepunkt. Man hatte den Eindruck, dass die energiegeladene und rhythmisch akzentuierte Schreibweise dieser Symphonie dem jungen Orchester sehr entgegenkam: Wie aus einem Guss und mit mitreißender Spielfreude gelang eine Interpretation, die ihresgleichen sucht und die das Publikum zu standing ovations hinriss. Der Titel des Programms „Spielen und Staunen. Die beste aller Welten“ wurde hier Wirklichkeit.
Ulrike Längle
Pforte im Frauenmuseum: Sa., 29. Oktober, 17 Uhr, Ritter von Bergmann-Saal in Hittisau.