Randspiel-Katalog fehlt
Vor kurzem teilte die Landeshauptstadt Bregenz mit, dass die diesjährige Sommerausstellung im Palais Thurn und Taxis Uwe Jäntsch gewidmet sein wird. Das kommt nicht wirklich überraschend, war dieses Vorhaben des städtischen Kulturservice doch im vergangenen Jahr schon am Tisch, ist aber damals gegen die Idee der 50-Jahr-Erinnerung an die Randspiele unterlegen. Bekannt wurde Jäntsch vor allem durch seine Inszenierungen und Performances im Piazza Garraffello des Mercato di Vucciria in der Altstadt von Palermo, wo er über mehrere Jahre – nicht immer zur Freude der Stadtverwaltung – Raumkonzepte und verschiedenste Aktionen durchführte, die schließlich 2006 mit einer Räumung im Auftrag des Bürgermeisters zu Ende ging. Verschiedene Aktionen in Italien folgten, bis sich Uwe Jäntsch vor längerer Zeit wieder in Vorarlberg niederließ, auch hier mit einigen öffentlichen Arbeiten, etwa der Malerei im Tanzhaus von Schwarzenberg, Aufsehen erregte. Viel mehr wird die Ausstellung im Sommer im Künstlerhaus in Bregenz zeigen.
Das alles ist schön und gut. Die ganze Sache hat nur ein Problem – für das allerdings Uwe Jäntsch nichts kann. Zur Ausstellung des vergangenen Sommers über das 50-Jahr-Jubiläum zu den Randspielen Bregenz fehlt nach wie vor die Dokumentation, sprich: der Katalog. Schon damals wurde von verschiedenen Seiten auf dieses Manko hingewiesen, denn natürlich war klar, dass eine solche dokumentarische Ausstellung nur dann einen Sinn hat, wenn sie über das Datum der Präsentation hinaus Bestand hat. Das wurde auch von Vertretern der Stadt anerkannt, allerdings erfolgten bis heute keine Ansätze zur Umsetzung dieses Vorhabens. Man kann es auch so formulieren: In Bregenz plant man eine neue Ausstellung, bevor die vorige wirklich abgeschlossen ist – und das ist sie nur mit einem Katalog.
Natürlich kann man dafür nicht einfach die Ausstellung übernehmen, natürlich müssen die Themen überarbeitet, müssen manche Schwerpunkte der Ausstellung – vor allem im bildnerischen Bereich – korrigiert, müssen andere gesetzt werden. Aber so einfach wie jetzt geht das nie mehr, denn noch ist das Konvolut an Bildern und Texten leicht verfügbar, noch ist es in den Köpfen jener, die an der Schau gearbeitet haben. Also: Bevor man neue Brötchen bäckt, sollte man die alten essen. Und so sollte die Stadt endlich den Auftrag für die Dokumentation der Randspiel-Ausstellung geben, und zwar bevor man dann wieder aufs Budget verweist, das dank der neuen Ausstellung keinen Spielraum mehr für die Dokumentation der Randspiele lässt. Die Randspiele Bregenz waren eine so wichtige Zäsur im kulturellen Leben und in der Kulturpolitik nicht nur dieser Stadt, dass es eine unverzeihliche Unterlassung wäre, das nicht weiter aufzuarbeiten. Es ist eine Verpflichtung der Stadt, dafür die notwendigen Mittel bereitzustellen.
„In Bregenz plant man eine neue Ausstellung, bevor die vorige wirklich abgeschlossen ist – und das ist sie nur mit einem Katalog.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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