Virtuose Wortspiele für das weibliche Gesicht des Krieges

Kultur / 12.05.2023 • 18:17 Uhr
Virtuose Wortspiele für das weibliche Gesicht des Krieges

„Die Verwandelten“ wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Roman Was sie verbindet, ist düster. Die Frauen, von denen Ulrike Draesner in ihrem aktuellen Roman „Die Verwandelten“ erzählt, sind Mütter und Töchter, die durch den Krieg in Europa und dessen bis heute wirkende Folgen beeinflusst sind. Adele, Gerda, Kinga, Flummy und die anderen kommen aus verschiedenen Generationen. Aus unterschiedlichen Gründen schweigen sie über Geschehenes und erfinden neue Biografien, um ihren alten zu entkommen.

Ihre Geschichten führen die Lesenden nach Berlin, nach München, oder auch nach Breslau und Warschau in Polen. Nicht immer ist sofort ersichtlich, welche Frau gerade ihre Gedanken teilt. Aber immer sind sie ungeschönt und wirken auch durch Draesners Formulierungen stets unverblümt ehrlich. Perspektivwechsel vom Jetzt in die Vergangenheit und wieder zurück versetzen die Lesenden in weibliche Welten aus Hunderten Jahren –und verbinden sie. Draesner erzählt aus der weiblichen Perspektive von Krieg und Vertreibung, von Gewalt­erfahrung und Trauma. Dabei gelingt es ihr, den verstummten Frauen wieder eine Sprache zu geben. Eine, in der trotz allem Leid durch die behutsame, poetisch-reflektive Sprache auch die Hoffnung innewohnt. Ulrike Draesner 600 Seiten zählender Roman „Die Verwandelten“ wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 nominiert. CRO

Die Verwandelten, Ulrike Draesner, Penguin Random House, 608 Seiten