Kunsthaus Bregenz präsentiert im Sommer Anna Jermolaewa

Im Erdgeschoss werden Hauptwerke der nächsten Biennale-Vertreterin Österreichs aus der KUB-Sammlung gezeigt.
Bregenz Während der Sommermonate zeigt das Kunsthaus Bregenz Arbeiten der Künstlerin Anna Jermolaewa, die den Österreichpavillon bei der Kunstbiennale 2024 in Venedig gestalten wird. Am 10. Juli findet eine Preview mit einem Gespräch zwischen Jermolaewa und KUB-Direktor Thomas D. Trummer statt: “Wir freuen uns sehr, unserem Publikum bereits diesen Sommer mit wichtigen Arbeiten von Anna Jermolaewa aus unserer Sammlung einen Vorgeschmack auf die Biennale in Venedig 2024 geben zu können”. Die Eröffnung der KUB-Sommerausstellung “Michael Armitage” findet am 14. Juli um 19 Uhr statt. Beide Ausstellungen sind vom 15. Juli bis 29. Oktober 2023 zu sehen.

Anna Jermolaewa, Bildrecht, Wien 2023
Das Kunsthaus Bregenz ist mit der Künstlerin eng verbunden. In den letzten Jahren konnten einige zentrale Werke für die Sammlung des KUB erworben werden. Eines davon ist Chernobyl Safari, eine hochaktuelle Arbeit über die Tierwelt in der verstrahlten Zone von Tschernobyl. Jermolaewa begab sich dafür 2014 und erneut 2021 auf Foto- und Videosafari in die Sperrzone. Die Tiere, die nicht in ihre dort aufgestellten Foto- und Videofallen tappten, zeichnete sie anschließend.

Anna Jermolaewa, Bildrecht, Wien 2023
Einige der entstandenen Zeichnungen spielen auf Gerüchte über missgebildete »radioaktive« Kreaturen an. Chernobyl Safari, eine Mischung aus Fantasie und Realität, zeigt ein Tierparadies in einem vom Menschen verlassenen Lebensraum – ein Paradies, das durch die russische Invasion im Februar 2022 zerstört und nach dem Abzug vom russischen Militär vermint zurückgelassen wurde. Das Sperrgebiet wurde auch zum Kriegsgebiet. Kürzlich gelang es Jermolaewa, Teile des im Februar und März 2022 aufgenommenen Bildmaterials aus den Wildkameras zu bergen. In Bregenz sind diese aktuellen Aufnahmen erstmals zu sehen.

Anna Jermolaewa, Bildrecht, Wien 2023
Das Thema Krieg ist die Klammer der Arbeiten, die Anna Jermolaewa in Bregenz zeigt. Die Installation “Dining Room, 2017” macht deutlich, wie Menschen mit Krieg und dessen Relikten umgehen: Von 1964 bis 1973 warfen die Vereinigten Staaten mehr als zwei Millionen Tonnen Bomben über Laos ab. Viele dieser Bomben liegen noch immer als Blindgänger im Boden des Landes vergraben.

In einem Dorf außerhalb von Phonsavan auf Laos haben die Bewohner begonnen, aus entschärften Bomben Besteck zu produzieren und zu verkaufen. “Dining Room. 2017” ist eine Esszimmer-Installation mit Besteck, das aus diesen amerikanischen Blindgängern hergestellt wurde. Die Arbeit wurde zuvor noch nie in Österreich gezeigt.

Famous Pigeons, 2021, porträtiert acht Brieftauben, die in verschiedenen Kriegen des 20. Jahrhunderts waghalsige Taten vollbrachten. Die Arbeit thematisiert die Tatsache, dass es oft Tiere sind, die in Kriegen an vorderster Front kämpfen.

»Jermolaewa, die 1989 als russische Dissidentin nach Österreich kam, setzt sich in ihrem vielfältigen Werk mit politischer Geschichte und Gegenwart auseinander. Ihre politischen Kommentare sind ebenso scharfsinnig wie humorvoll«, so Thomas D. Trummer. 2022 wurde Anna Jermolaewa für ihr soziales Engagement als Mitglied des Vereins “Ariadne – Wir Flüchtlinge für Österreich” mit dem Dr. Karl-Renner-Preis der Stadt Wien ausgezeichnet.
KUB Collection
Anna Jermolaewa
15 | 07 – 29 | 10 | 2023
Preview und Gespräch mit Anna Jermolaewa und Thomas D. Trummer
Montag, 10. Juli, 18.30 Uhr
Eintritt frei!
Die Ausstellung ist regulär ab dem 15. Juli geöffnet.